Mit Virtualisierung zu flexiblen und ausfallsicheren IT-Infrastrukturen Business Continuity mit VMware vermeidet Disaster Recovery

Autor / Redakteur: Johann Baumeister / Nico Litzel

VMware bietet eine ganze Reihe an Business-Continuity-Werkzeugen an. Diese Tools sorgen im Gegensatz zu den Disaster-Recovery-Konzepten dafür, dass Ausfälle eines Rechenzentrums oder zentraler IT-Komponenten gar nicht erst auftreten.

Anbieter zum Thema

Als „proaktiv“ würden Marektiers wohl die Konzepte der Business Continuity einstufen. Sie helfen durch vorausschauende Maßnahmen, Probleme mit der IT erst gar nicht auftreten zu lassen. Das ist auch die Zielsetzung der neueren Verwaltungstools von VMware. Gleichzeitig soll damit aber auch das Einsatzspektrum für VMware und seine Server ausgedehnt werden: Wurden diese ursprünglich vor allem im Entwicklungsfeld und für Testumgebungen eingesetzt, so geht man heute dazu über, auch mehr und mehr produktive Serversysteme in Rahmen einer Konsolidierung in die virtuellen Welten von VMware zu überführen.

Das eigentliche Ziel ist aber der Einsatz der Tools im Kontext von Business Continuity und Disaster Recovery. Die wahren Vorteile der Virtualisierung, so ist man sich in Fachkreisen einig, stecken demnach nicht allein in der reinen Abschaffung von Servern im Rahmen einer Konsolidierung, sondern im Aufbau flexibler und ausfallsicherer IT-Infrastrukturen. Allein um Strom zu sparen, wird kaum ein Unternehmen heute die Hürden einer Migration auf sich nehmen. So ganz nebenbei erweitert VMware damit natürlich aus seinen Kundenkreis und die Einsatzgebiete.

Als erste Bausteine für Business Continuity bietet VMware bereits seit vergangenem Jahr mehrere Konzepte an, die unter dem Schlagwort der „VMware Infrastructure 3“ vermarktet werden. Seither ermöglicht Vmotion die Online-Übertragung einer virtuellen Maschine von einem Rechnersystem, einer CPU, auf eine andere. Genutzt wird Vmotion auch von VMwares Distributed Resource Scheduling (DRS). Durch DRS, in Verbindung mit Vmotion, lassen sich dynamisch – und falls gewünscht durch Skripting auch voll automatisiert – virtuelle Maschinen online transferieren.

DRS fungiert dabei als die überwachende Komponente, die einem Scheduler entsprechend die Last verteilt und sich Vmotion als Transportvehikel bedient. Dabei erfolgt ein Abzug des Cache- und Arbeitsspeichers, ähnlich wie es auch beim Suspend-Mode einer virtuellen Maschine passiert. Dieses Rechner-Image wird dann auf den zweiten Rechner transferiert und dort wieder aktiviert.

Ausfälle abfedern

Vmotion verschiebt allerdings nicht die Speicherinhalte auf der Festplatte. Das Dateisystem der virtuellen Maschine bleibt auf demselben physischen System, es wird lediglich dessen IP-Adresse vom ersten Rechner auf den zweiten umgeschaltet. Mit DRS und Vmotion kann man den Ausfall des Rechners abfedern. Fällt allerdings das Speichersubsystem aus, so sind sie wirkungslos, und DRS/Vmotion greifen ins Leere.

Um auch diese Problem zu lösen, integriert VMware in die Version ESX 3.5, die Funktion des Storage Vmotion. Dadurch erfolgt der Transfer der Inhalte des virtuellen Dateisystems, des Virtual Machine Disk Formats (VMDK), von einem Speichersubsystem auf ein anderes. Analog zu Vmotion operiert auch Storage Vmotion online.

Funktionen zum Transferieren von Festplattenimages sind aber auch in den Toolsets der Hersteller der Speichersubsysteme implementiert und werden dann unter den Begriffen IP-Mirroring, Snapshot, CDP oder Live Backup vermarktet. Erste Umsetzungen dieser Technik gibt es schon von Drittanbietern. Datacore beispielsweise spiegelt in dem von SAN-Melody benutzten virtual Volume die VMDK-Dateien und schwenkt im Havariefall dann auch hier nur noch die Dateisysteme auf das verbliebene Produktivsystem.

Keine Standortsicherung übers WAN

Der Nutzen von Storage Vmotion besteht darin, dass die von vielen Speicherherstellern angebotene Spiegelung des Speichersystems auch mit virtuellen Diskformaten funktioniert. Während bislang nur die virtuelle Anwendung auf einen zweiten Rechner verschoben werden konnte, ist das nun auch für die spezifischen Daten möglich.

Ein IT-Leiter muss allerdings noch die drei Bestandteile DRS, Vmotion und Storage Vmotion selbstständig koordinieren. Im Katastrophenfall ist diese Kombination nicht ganz einfach zu handhaben, da für jeden Bestandteil die Havarie definiert werden muss, ehe eine Migration erfolgen darf. Zudem ist eine Verschiebung vorerst auf die Reichweite eines Fibre-Channel-Netzwerks mit etwa 100 Kilometer beschränkt. Eine Standortabsicherung über das WAN ist folglich noch nicht möglich.

In Planung: der Site Recovery Manager

Diese Lücke will VMware nun im kommenden Jahr mit dem Site Recovery Manager schließen. Dieser sorgt für die koordinierte Migration des Gesamtkomplexes einer virtuellen Anwendung. Im Prinzip handelt es sich dabei, nach den Worten von VMware, um ein Workflow–Tool, das alle Anwendungen und Daten auf ein Ausweichrechenzentrum verlagert und das ausgefallene Rechenzentrum kontrolliert herunterfährt.

Interessant an VMwares-Rechenzentrumslösung ist, dass die Anwendungen in einer sinnvollen Reihenfolge im Ausweichrechenzentrum wieder hochgefahren werden. Das heißt, dass Namensdienste wie DNS oder Active Directory vor dem ersten Zugriff und die wichtigen Enterprise-Programme noch vor den nicht ganz so wichtigen aktiviert werden. Ferner passt der Site Recovery Manager die Konfiguration, wie etwa IP-Adressen oder Kommunikationskanäle, an die veränderten Umgebungsbedingungen an.

VMware wird durch die bestehenden und geplanten Werkzeuge nicht zu einem gespiegelten Rechenzentrum mit konsistenten Datenbeständen, wie es eine IBM mit dem Global Mirror anbieten könnte. Bei VMwares Recovery-Lösungen sind Stillstands- und Ausfallzeiten und wahrscheinlich auch kleinere Datenverluste nicht auszuschließen, aber nicht jedes Unternehmen ist eine Bank oder Versicherung. Für viele Unternehmen dürfte VMwares Ansatz eine leistungsfähige Alternative zum langwierigen Restore-Prozess sein, der die Verfügbarkeit des Rechenzentrums markant erhöht.

(ID:2009226)