Industrie 4.0 braucht Big-Data-Sachverstand, Teil 1 Deutschland leuchtet voran bei Industrie 4.0

Autor / Redakteur: Holm Landrock / Rainer Graefen

Bei Big Data ist Europa schon wieder abgehängt durch die "weltweite" Akzeptanz des Hadoop-Frameworks. Gilt das aber insbesondere auch für Deutschland bei Industrie 4.0? Die Experton Group hat Hoffnungen.

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Holm Landrock, Experte für Big Data bei Experton
Holm Landrock, Experte für Big Data bei Experton
(Foto: Experton)

Bei der Analyse des Meinungsbildes zu Industrie 4.0 in der deutschen Medienlandschaft könnte man schnell zu der Auffassung gelangen, dass die Idee ad acta gelegt werden sollte, bevor sie richtig zum Tragen kommt.

Da ist davon die Rede, dass Deutschland dem Trend hinterher laufe, weil doch in den USA schon immer vom Internet der Dinge die Rede sei.

Industrie 4.0 ist smarter Maschinenbau

Dabei wird geflissentlich außer Acht gelassen, dass das Thema „Industrie 4.0“ immanent mit der industriellen Fertigung verbunden ist, und zum anderen, dass Deutschland mit Forschungsleistungen auf dem Gebiet von Autonomik und Fabriksteuerung schon immer ganz weit vorn im Weltmarkt liegt.

Leicht drängt sich ein Gedanke auf: Jene Stimmen, die „Industrie 4.0“ schon jetzt, in der Entstehungsphase, scheitern sehen, sind möglicherweise dem altbekannten „not invented here“-Syndrom verfallen.

Ein genauerer Blick auf die Services und Lösungen, die dann gerne als längst vorhanden zitiert werden, zeigt, dass mal eben wahlweise Projekte aus der Prozessoptimierung, aus der Rohstofferkundung (ein Thema, das ja aus der Sicht der Informationstechnik vor allem zum Supercomputing gehört) oder aus dem Gesundheitswesen (wichtige Telehealth-Entwicklungen gibt es auch in Deutschland) angeführt werden.

Deutsche Leuchtturm-Projekte

Werden da vielleicht auch Begrifflichkeiten miteinander vermischt? Mit welchem Ziel hinsichtlich Industrie 4.0? Die Experton Group hat das Thema Industrie 4.0 auch deshalb als eines der wichtigsten Trendthemen der nächsten Jahre eingeordnet, weil ihm eine deutsche Initiative zugrunde liegt. Bedeutende internationale Messen wie die SPS/IPC/Drives, die Hannover-Messe oder auch die PCIM Europe haben ihre Standorte in Deutschland.

Deutsche Forschungseinrichtungen und Hochschulen entwickeln seit Jahren autonome Systeme. In Nürnberg fährt die U-Bahn seit fünf Jahren im Personenverkehr automatisch in einem klassischen U-Bahn-Netz (also nicht wie Flughafen-Shuttles in einem abgekapselten System). Die Technik dafür wurde von Mechatronikern in Deutschland entwickelt.

In Dresden wird seit etlichen Jahren an der wissenschaftlichen Analyse des Straßenverkehrs gearbeitet, mit weltweit anerkannten Forschungsergebnissen. Das sind nicht nur Leuchtturm-Projekte.

Autonome Maschinen funktionieren nur mit Big Data

Die Erkenntnisse fließen seit Jahren in den privaten und unternehmerischen Alltag ein. Industrie 4.0 verfolgt somit konsequent die Zusammenführung und Weiterentwicklung der für die industrielle Fertigung der Zukunft erforderlichen Technologien. Das reicht, auch entsprechend der Definition der Experton Group, von der Sensortechnik bis zu den Geschäftsmodellen.

Vieles spricht für die Verwandtschaft von Industrie 4.0 und Big Data, einem Thema, das die Experton Group seit 2011 beobachtet. Da ist die schiere Menge und Vielfalt an Daten, die Sensoren, Automatisierungstechik, Mess- und Regeltechnik und Maschinen liefern. Diese Informationen entstehen in extrem hoher Dichte. In vielen Fällen müssen die Erkenntnisse, die in den Daten stecken, auch sehr schnell berechnet und visualisiert werden.

Im Gegensatz zur bisher typischen Mess- und Regeltechnik, ein Fachgebiet, auf dem die Anbieter aus dem Industrie-4.0-Land häufig Technologieführer und auch Weltmarktführer sind, geht es hier um die Gewinnung neuer Erkenntnisse, nicht nur um ein schnelleres Regeln und Steuern von Maschinen und Anlagen. Diese neuen Erkenntnisse ermöglichen erst die Entwicklung von autonomen, cyberphysischen Systemen.

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