Das Neueste zur Storage & Data Analytics Technology Conference 2018 Die Rückkehr des Originals in die digitalisierte Kommunikation

Redakteur: Rainer Graefen

Dr. Sönke Bartling ist Gründer der Blockchain for Science, Forscher im Bereich der medizinischen Bildgebung und nicht zuletzt Keynote-Speaker auf der S&DA-Veranstaltung der Vogel-Akademie. Storage-Insider hat mit Dr. Bartling über die Vorzüge und Notwendigkeit von Blockchain in der wissenschaftlichen Forschung gesprochen.

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Veranstaltungstermine der Storage & Data Analytics: Stuttgart: 22.3 Hamburg: 10.4 Wiesbaden: 24.4 Köln: 26.4
Veranstaltungstermine der Storage & Data Analytics: Stuttgart: 22.3 Hamburg: 10.4 Wiesbaden: 24.4 Köln: 26.4
(Bild: Vogel IT-Akademie)

Storage-Insider: Herr Dr. Bartling, Sie halten demnächst eine Keynote vor den Teilnehmern der Storage & Data Analytics Conference 2018. Was wird Ihr Thema sein?

Sönke Bartling: Es geht um die Blockchain-Revolution in der Forschung. Man sollte vielleicht erst einmal klären, was Blockhain überhaupt ist. Hierauf werde ich in der Keynote eingehen. Blockchain ist zunächst einmal die sehr profane Datenstruktur, in der Bitcoin-Transaktionen abgelegt werden.

Die Bedeutung hat sich aber gewandelt. Dies ist am ehesten mit der Wandlung des Begriffes “Internet” zu vergleichen. Das Internet war zunächst einmal eine Schnittstelle zwischen Netzwerken, es ist heute aber viel mehr für uns geworden.

Ähnlich ist es mit dem Begriff “Blockchain”, er bedeutet schon lange mehr als die profane Datenstruktur hinter Bitcoin. Blockchain bedeutet eine neue Art über Computerservices und Datenbanken nachzudenken. Und dann kommen noch so einige Abstraktion dazu, z. B. taucht der Begriff “Vertrauen” oft auf. Blockchain bedeutet, dass ein Computerservice, eine Anwendung, etc. ablaufen kann, ohne dass man demjenigen, der diese Anwendung zur Verfügung stellt, d. h. derjenige, der die Kontrolle über die Hardware hat, vertrauen muss. Mit anderen Worten, die Kontrolle über die Hardware wird von der Kontrolle über die Software abgelöst.

Können Sie einem technisch nicht ganz so versierten Menschen an einem einfachen Beispiel erklären, wo Blockchain seine Vorteile entfaltet.

Sönke Bartling: Was sich eben noch auch so abstrakt anhört, kann man vielleicht mit anderen Worten ausdrücken. Vergleichen wir einmal ein Computerprogramm oder einen Onlineservice heute mit einem Stück Papier, auf dem z. B. ein Vertrag unterschrieben ist.

In einem Computerdokument kann man jederzeit eine Unterschrift löschen, ergänzen oder ein Datum ändern, ohne dass wir irgendwelche Spuren hinterlassen. Auf einem Stück Papier geht das realistisch eigentlich nicht, ein Stück Papier ist “immutable” (unveränderbar, die Red.)

Blockchain erzeugt diese “Immutabilität” in der Computerwelt. Und damit ist eine neue Art von “Vertrauen” in Computerservices verbunden. Ich versuche das für die Forschung zu kommunizieren und so das Vertrauen in Forschungsergebnisse zu verbessern, für eine neue Offenheit zu sorgen, vielleicht auch Kontrolle durch andere Forscher.

Muss man damit rechnen, dass es dann bald viele Varianten geben wird, die ähnlich wie Blockchain arbeiten, aber nicht miteinander kooperieren können?

Sönke Bartling: Ja, das ist ein interessanter Entwicklungsbereich. Um eine Immutabilität zu erreichen, braucht man nicht unbedingt eine Blockchain im engeren Sinne, und die Idee “Blockchain” kann man durch einige andere Dinge auch gut erreichen … das lässt sich leider an dieser Stelle in der gebotenen Kürze nicht erklären, aber es ist auf jeden Fall ein interessantes Thema.

Häufiger ist zu lesen, dass die Transaktionsgeschwindigkeit von Blockchain nicht die von Banken benötigte Geschwindigkeit hat. Woran liegt das und ist es notwendig das zu ändern?

Sönke Bartling: Es gibt hier ganz einfach physikalische Grenzen. In einer komplett offenen Blockchain wie sie Bitcoin ist, muss jeder Knoten, alle Transaktionen der anderen evaluieren, und es dauert halt bis die Transaktionen durch das Netzwerk verschickt werden.

Wer daran weiter interessiert ist, sollte nach dem CAP-Dreieck oder Brewer-Theorem googeln. Viele Anwendungen, die sagen, dass sie “Blockchain” mit hohem Transaktionsdurchsatz realisiert haben, verwenden kleine Tricks, die hinter Marketingaussagen versteckt sind. Oft verwenden sie Supernodes, etc. und sind dann doch nicht dezentral.

Eine Lösung zu finden, die einen hohen Durchsatz hat, 100 Prozent stimmig ist UND dezentral, das wäre der holy grail, quasi einen Nobelpreis wert. Bis dahin aber, stellen Bitcoin/Blockchain und zentrale Systeme wie die Banken eine interessante und für sich jeweils relevante Ausprägung der Limitationen von verteilten Systemen dar und beide werden bestehen bleiben.

Blockchain soll ja die Datensicherheit respektive Fälschungssicherheit von Verträgen sicherstellen. Trotzdem ist von Fälschungen zu lesen. Stimmt das überhaupt und ließe sich das vollständig unterbinden?

Sönke Bartling: Kein Computersystem oder Blockchain kann einen Beweis über die Wirklichkeit beinhalten, mit anderen Worten, wenn ich fehlerhafte Dinge in die Blockchain tue, dann bleiben sie auch fehlerhaft. Viele nennen das das Realworld/Blockchain-Interface-Problem.

Sie arbeiten im Bereich der medizinischen Bildgebung. Wozu braucht man hier die Blockchain-Technik?

Sönke Bartling: Ich komme zwar aus der Grundlagenforschung im Bereich der medizinischen Bildgebung, beschäftige mich jetzt aber mit Blockchain für die Forschung, Forschungsdatenverwaltung, -speicherung, Forschungsgelderverteilung und Patente. Besonders spannend ist in Ihrem Kontext die Forschungsdatenspeicherung - mittels Blockchain könnte sie zensursicher abgelegt werden. Denken Sie nur einmal an Präsident Trump, der die Klimadaten löschen lassen wollte - mittels Blockchain wäre das nicht möglich …

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