Deutsche IT-Fachkräfte wollen in die USA, die Schweiz, nach Großbritannien oder Kanada Digitalexperten aus dem Ausland lieben Deutschland
Deutschland liegt auf dem zweiten Platz der weltweit beliebtesten Zielländer für hochqualifizierte Digitalfachkräfte. Somit ist die Bundesrepublik der attraktivste nicht-englischsprachige Jobstandort der Welt. Bei den weltweit beliebtesten Städten liegt Berlin auf dem dritten Platz.
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Inwiefern es hierzulande in den „MINT“-Berufen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik) derzeit einen Fachkräftemangel gibt, ist umstritten. So zeigen die Statistiken der Bundesagentur für Arbeit in diesen Berufen keinen generellen Fachkräftemangel auf. Der Branchenverband Bitkom hingegen spricht von einem sich weiter verstärkenden IT-Fachkräftemangel. Fakt ist, dass freie Stellen für hochqualifizierte Berufe aus unterschiedlichen Gründen derzeit oft mehrere Monate unbesetzt bleiben. Allerdings ist die Situation je nach Region stark unterschiedlich.
Erfreulich dürfte deshalb ein Ergebnis aus der internationale Arbeitsmarktstudie „Decoding Digital Talent“ sein, für welche die Online-Jobplattform Stepstone, die Strategieberatung Boston Consulting Group (BCG) und das globale Jobbörsennetzwerk The Network verantwortlich zeichnen. Hierfür wurden 27.000 Digitaltalente aus 180 Nationen befragt. Als „Digitalexperten“ definiert die Studie Arbeitnehmer mit Expertise in Bereichen wie Künstliche Intelligenz (KI), Machine Learning (ML), Datamining, Entwicklung mobiler Apps, Programmieren oder digitales Marketing. Sie kommt zu dem Schluss, dass die Bundesrepublik für diese der zweitbeliebtester Arbeitsmarkt der Welt ist.
„Deutschlands Anziehungskraft auf Digitalexperten ist eine große Chance für die deutsche Wirtschaft“, sagt Rainer Strack, Senior Partner und Experte für Human Resources (HR) bei BCG. „Gerade im Digitalbereich und in der Entwicklung von Zukunftstechnologien sind deutsche Unternehmen auf qualifizierte Zuwanderung angewiesen, wenn sie wettbewerbsfähig bleiben wollen. Daher sollten sowohl die Politik als auch die Unternehmen die Integration von ausländischen Fachkräften weiter erleichtern.“ Besonders beliebt ist Deutschland bei Fachkräften aus Südosteuropa, dem Iran, Mexiko und Nordafrika. Im Ranking der weltweit beliebtesten Städte liegt Berlin auf dem dritten Platz hinter London und New York. Als weitere deutsche Stadt landet München auf Rang 16.
Auch Deutsche wollen abwandern
Generell wären 67 Prozent der Studienteilnehmer bereit, eine Stelle in der Fremde anzunehmen. Besonders umzugsaffin sind die Befragten aus Großbritannien, Indien und dem Iran. Hier würden über 70 Prozent für den Job auswandern. Bei den Fachkräften aus China, Indonesien und Israel sind nur rund 55 Prozent bereit, einen Job in einem anderen Land anzutreten.
Die Deutschen liegen in Sachen Jobmobilität unter dem globalen Durchschnitt. Von ihnen würden 62 Prozent im Ausland arbeiten. Beliebteste Zielländer für sie sind die USA, gefolgt von der Schweiz, Großbritannien und Kanada. Als die attraktivsten Städte sehen sie dabei London, Amsterdam, New York, Zürich und San Francisco.
„Fachkräfte mit Digitalwissen sind deutlich offener dafür, ins Ausland zu gehen, als Fachkräfte anderer Disziplinen“, sagt Sebastian Dettmers, Geschäftsführer bei Stepstone. „Für Unternehmen in Deutschland bedeutet das: Sie stehen nicht nur im Wettbewerb mit anderen deutschen Unternehmen, sondern mit Arbeitgebern in der ganzen Welt. Sie müssen daher massiv in die Gewinnung und Bindung dieser Mitarbeiter investieren, wenn sie ihren Erfolg langfristig sichern wollen.“
Experten haben Wünsche
Da KI derzeit ein Boom-Thema ist, fragte die Studie besonders nach den Interessen von KI- und ML-Experten. Für diese kristallisiert sich die Bundesrepublik als der drittbeliebteste Arbeitsmarkt nach den USA und Kanada heraus. Insgesamt sind 70 Prozent der befragten KI-Talente offen für einen Arbeitsplatz im Ausland. Im Vergleich zu Digitalkräften im Allgemeinen, die hauptsächlich in der IT- und Technologiebranche arbeiten, verteilen sich die Einsatzbereiche von KI-Experten laut Studie auf diverse Industrien wie etwa IT, Technologie, Bauwesen, industrielle Produktion und Maschinenbau.
„KI-Experten zählen auf der ganzen Welt zu den am stärksten umworbenen Digitalkräften. Die Nachfrage übersteigt die Zahl der entsprechend ausgebildeten Fachkräfte in Deutschland, denn sie werden in fast allen Branchen gebraucht, um Prozesse zu automatisieren und Innovationen voranzutreiben“, erläutert Dettmers. „Unternehmen brauchen daher eine HR-Strategie, welche die internationale Rekrutierung und das Onboarding ausländischer Fachkräfte umfasst.“
Dabei sollten die Unternehmen auch die Bedürfnisse der Fachkräfte beachten. So wünschen sich Digitaltalente aus dem Ausland vor allem eine ausgeglichene Work-Life-Balance sowie gute Fortbildungsmöglichkeiten und Karrierechancen. Für die deutschen Befragten hingegen sind interessante Jobinhalte, ein gutes Verhältnis zu Kollegen sowie die Wertschätzung der eigenen Arbeit die wichtigsten Kriterien. Das Gehalt ist für sie eher zweitrangig.
„Deutschen Digitalexperten geht es stärker als ihren internationalen Kollegen darum, etwas zu bewirken und einen interessanten, herausfordernden Job zu haben“, führt Strack aus. „Bei der internationalen Rekrutierung digitaler Talente sollten Unternehmen auf die spezifischen Prioritäten einzelner Nationalitäten achten, um diese Talente für sich zu gewinnen.“
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