Mobile-Menu

Desktop-Virtualisierung Erhöhte Effizienz und mehr Sicherheit

Autor / Redakteur: Lothar Lochmaier / Dipl.-Ing. (FH) Andreas Donner

Der klassische PC könnte in Unternehmen schon bald ausgedient haben. Denn die Desktop Virtualisierung hilft nicht nur beim Kosten sparen, sondern sie schafft auch ein für die IT-Spezialisten besser handhabbares Umfeld.

Anbieter zum Thema

Allerdings sind derartige Projekte mit Blick auf die organisatorischen Risiken und Nebenwirkungen nicht zu unterschätzen. „Die Unternehmen drückt ohnehin der Schuh durch steigende Administrationskosten“, sagt Rolf-Per Thulin, Technical Architect Desktop Virtualisierung bei Sun Microsystems.

Zwar soll das Thema Desktop-Virtualisierung nach Auffassung der Marktforscher von IDC den Markt beflügeln. Oftmals aber liegt der Fokus beim Hype-Thema Virtualisierung immer noch auf der technischen IT-Infrastruktur, insbesondere der Server und Rechenzentren. Ganz am Ende der Prozesskette befindet sich noch etwas einsam der User. Und mittendrin befindet sich die IT-Abteilung.

Als Innovationsbremse für eine umfassende Virtualisierung der Desktop-Umgebung wirke sich die zunehmende Angst um den Arbeitsplatz bei dem Fachpersonal wie den Administratoren aus, gibt Thulin zu bedenken. Diese fühlen sich nämlich oftmals als überflüssiges Glied in der Befehlskette. Als weiterer Fallstrick komme bei der virtualisierten PC-Umgebung die Tendenz zum Outsourcing hinzu, die ein hohes Konfliktpotenzial im Unternehmen berge.

Denn Sicherheit und Mobilität seien nicht mehr zentral gesteuert und entrücken somit scheinbar dem unmittelbaren Zugriff durch die Entscheider im Unternehmen. Ein Wandel in der Unternehmenskultur in Richtung dezentrale Prozesssteuerung ist demzufolge eine notwendige Begleiterscheinung. Fest steht aber auch: Die globale Vernetzung erfordert aktiv kooperierende Entwicklungs- und Produktionseinheiten, mit sicheren und wirtschaftlichen Anwendungen.

So entfällt im Zuge der Virtualisierung etwa aufwändiger Plattenplatz für Backup-Systeme. „Gerade bei einer vertrieblich ausgeprägten Organisationsstruktur und flexiblem Teamwork bringt die Virtualisierung entscheidende Vorteile“, gibt Thulin zu bedenken. Dementsprechend gut käme das von Sun favorsierte, flexibel aufgebaute Konzept bei den Kunden an. Denn die Bedienung sei spielerisch einfach, benötigt werde auf dem Bildschirm nur eine Browserfunktion, HTTPS sowie Java-Unterstützung.

Verstärkt wird dieser Trend durch neue Storage-Medien. Bandbibliotheken sind zu langsam und geraten gegenüber den Disksystemen ins Hintertreffen. Die virtuelle Datensicherung steht auch nach Angaben der Marktforscher von IDC hoch im Kurs. Um jährlich 50 Prozent soll bis 2010 das in den Datenreservoirs der Unternehmen angesammelte Volumen steigen.

Deshalb gewinnen „getarnte“ Diskspeicher, so genannte Virtual Tape Libraries wie das von Sun beworbene StorageTek Virtual Tape Library Plus an Bedeutung. Dieses verfügt zwar über die gleiche Funktion wie Bandroboter, aber aufgrund paralleler Speichervorgänge lässt sich Hardware, Budget und Zeit sparen.

Die Verschmelzung zwischen Storage und Datensicherung hat aber noch einen weiteren Aspekt: Denn bei Sun lassen sich komplette Desktop-Umgebungen im Rechenzentrum betreiben. Dabei kombiniert der Hersteller seine Ultra Thin Client und Secure Global Desktop Technologie mit denen der virtualisierten Desktops.

Virtueller Desktop macht PCs bald überflüssig

„Komplette Desktop-Umgebungen können damit betriebssystem- und applikationsseitig ins Rechenzentrum verlagert und dort ausgeführt werden“, erläutert Thulin. Die entsprechende Software ermögliche den Zugriff auf beliebige Anwendungen unter Solaris, Unix, Linus, Java, Windows, AS/400 und Mainframe – von jedem beliebigen Client aus. Gerade bei einem Engagement in risikoreichen Regionen der Erde, die nicht unbedingt für ihre hohe Datenschutzstandards bekannt sind – wie bspw. in China – stellt der virtuelle Desktop einen praktikablen Weg dar.

So arbeitet etwa die lokale Niederlassung der Nachrichtenagentur Reuters in Beijing bereits seit Herbst vergangenen Jahres in einer virtuellen Desktop Infrastruktur. Damit erzielt Reuters Technology China nicht nur Kostenvorteile, sondern erhöht auch die Flexibilität, denn in den nächsten Jahren soll sich die Zahl der Mitarbeiter verdreifachen.

Auch in anderen Data Center kommen Sun RaySoftware und VMware Virtual Desktop Infrastructure zum Einsatz. Mit Hilfe der Sun Secure Global Desktop Software greift der jeweilige Anwender auf eine sichere Oberfläche zu. Er loggt sich über einen geschützten Port ins Internet ein, indem er sich mit Hilfe einer ausschließlich für ihn gültigen Zugangskarte mit Passwort autorisiert. Neue Standards in puncto Hochsicherheitstrakt bei webbasierten Applikationen setzt auch das Update für das Betriebssystem Solaris 10.

Einen Schwerpunkt bilden die so genannten „Trusted Extensions“. Damit lassen sich organisatorische Sicherheitsstrukturen komplett auf das jeweilige Betriebssystem abbilden. Im Rahmen des „Vier-Augen-Prinzips“ können beispielsweise zwei Personen einen wichtigen Befehl steuern und freigeben, etwa verschiedene Sicherheitsstufen für bestimmte Fenster, Verzeichnisse oder Peripheriegeräte.

Damit werde beispielsweise das Kopieren sicherheitsrelevanter Daten auf einen USB-Stick oder das Ausdrucken sensibler Daten auf einem öffentlichen Drucker verhindert, sagt Thulin. Das „Secure by Default Networking“ konfiguriere das System automatisch so, dass nicht verwendete Services abgeschaltet werden, um die Risikopunkte gegenüber dem Netz bei voller Funktionalität zu minimieren.

Noch in diesem Jahr soll mit dem Xen Hypervisor ein weiterer Schritt in der Paravirtualisierungstechnologie erfolgen. Zu den Branchen, die die Entwicklung in Richtung Abschaffung des lokalen PCs nach vorne befördern, gehören vor allem die Branchen Telekommunikation, Finanzdienstleister und Automotive. Treiber sind die zahlreichen mobilen Anwendungen, schließlich lässt sich der virtuelle Desktop auf einfache Weise auch auf kleinere Endgeräte wie PDAs portieren.

Dreidimensionale Desktop-Umgebung im Kommen

Insbesondere im Bereich Automotive kommt es bei der virtuellen Konstruktion und dem Zusammenspiel der Projektteams auf eine dreidimensionale Arbeitsumgebung an, bei der räumliche Flexibilität eine absolute Notwendigkeit darstellt, und bei der die IT keinen Stolperstein bilden darf. Dementsprechend ist die Plattformunabhängigkeit bzw. Wahlfreiheit zwischen Linux, Windows oder Unix ein notwendiges Kriterium. Sun selbst setzt hier vor allem auf Xen.

Auch auf der CeBIT wurden mit Blick auf die Desktop Virtualisierung zahlreiche neue Lösungen präsentiert. So zeigte etwa Knoppix eine neue Version seines neuen Linux Live Systems, inklusive 3D-Desktop Beryl, der am Boot-Prompt startet. Dieser soll sechs verschiedene Virtualisierungslösungen von Qemu und Virtualbox über Xen, bis hin zu neuen Kernel-basierten Maschinen und OpenVZ bzw. VServer integrieren. Zudem soll ein deutlich verbessertes Tool die WLAN-Konfiguration erleichtern, ebenso die neue Funktion „0wn“ die Installation auf der Festplatte.

Vertreten auf der CeBIT war auch Xandros, der Hersteller von Linux-Distributionen für Desktop und Server. Nach wie vor ist zwar VMware eine gesetzte Größe auf diesem Markt. Aber auch SWsoft mit seinem Admin-Tool „Virtuozzo Management Console“ gewinnt an Boden, da sich damit nicht nur OpenVZ-Umgebungen steuern lassen, sondern auch jene von VMware und Xen.

Immerhin hat VMware bereits angekündigt, die sichere Arbeitsumgebung des Anwenders mit seiner Enterprise-Lösung ACE 2 Enterprise Edition sogar auf einen USB-Stick zu packen. Aus dem Open Source Umfeld gibt es zudem bereits die Beta eines „Voice Box Clients“ zu bestaunen.

Kehren wir aber zurück zum Desktop des Anwenders. Sun Rays sehen die eigen Zukunft nach eigener Aussage keineswegs im hochkomplexen Umfeld der rechenintensiven 3D-Modellierung, wo es gilt in Echtzeit zu „rendern“. „Da stößt Server Based Computing allgemein an seine Grenzen und hierfür gibt es die leistungsstarken Sun Workstations“, gibt Rolf-Per Thulin zu bedenken.

Mit dem „Sun Visualization System“ sei es hingegen möglich, die auf einem Graphikserver generierten High End 3D-Graphiken über das Netzwerk auf einem beliebigen Client darzustellen. „Clientseitig können PCs, Laptops oder Sun Rays zum Einsatz kommen“, bilanziert der Softwarearchitekt. Dabei werde lediglich das Bild des 3D Modells dargestellt. Die Daten selbst verblieben auf dem Server.

Eine derartige Lösung mache vor allem Sinn bei Kunden in den Bereichen Automotive, F&L, Manufacturing sowie Verteidigung, die in der Regel bereits Virtual Reality Installationen, sprich leistungsfähige Server mit 3D Graphikpower einsetzten. „Auf CAD-Workstations erzeugte Daten können damit auch anderen Mitarbeitern im Viewer Modus auf Laptops, PCs oder SunRays zur Verfügung gestellt werden, zum Beispiel für Präsentationen oder zur regelmäßigen Überprüfung des Projektfortschritts“, fasst Thulin zusammen.

Artikelfiles und Artikellinks

(ID:2003496)