Mobile-Menu

Rechercheplattform für Archivdaten HP positioniert sich im ILM-Markt neu

Autor / Redakteur: Rainer Graefen / Nico Litzel

Den Markt für Information Lifecycle Management (ILM) hat Hewlett-Packard als strategisches Wachstumsfeld definiert. Lösungen für dieses Segment vermarktet jetzt der neue Unternehmensbereich Business Information Optimization (BIO) unter dem Dach von HP Software.

Anbieter zum Thema

Alle großen Speicherhersteller drängen mit Vehemenz ins umsatzträchtige Archivierungs-Business. Nachdem die Geschäfte von EMC und Network Appliance mit den Lösungen Centera beziehungsweise Snaplock seit Jahren gut laufen, haben sich nun auch Hitachi Data Systems mit HCAP, der Hitachi Content Archive Plattform, und Hewlett-Packard (HP) mit der Integrated Archive Platform (IAP) auf den Zukunftsmarkt begeben. Bei HP waren hierfür noch einige Umstrukturierungen notwendig.

HP hat die Vermarktung und die organisatorische Zuordnung seiner Lösungen für Information Lifecycle Management grundlegend geändert: Sie wurden aus der Storageworks-Divison herausgelöst und unter dem Dach von HP Software in die Geschäftseinheit „Business Information Optimization“ (BIO) eingegliedert. „Der Information-Management-Markt ist für HP ein strategisches Wachstumsfeld, wir gehen ihn mit einer neuen Positionierung, neuen Lösungen und einer dedizierten Verkaufsorganisation an“, sagte Robin Purohit, der in der BIO-Organisation den Bereich Information Management (IM) weltweit verantwortet, bei einem Besuch in der Storage-Insider.de-Redaktion.

Die Reorganisation ist das Resultat einer strategischen Initiative der Technology Solutions Group (TSG), HPs Geschäftsbereich für Unternehmenslösungen. Unter dem Schlagwort „Business Technology“ hatte die TSG im April dieses Jahres ihr Portfolio neu aufgestellt. Das „Adaptive-Infrastructure“-Portfolio wird jetzt von zwei weiteren Lösungsbereichen flankiert: „Business Technology Optimization“ (BTO), das Business- und IT-Service-Management umfasst, und „Business Information Optimization“ (BIO), zu dem Business Intelligence und Information Management gehören.

Sinneswandel beim Information Lifecycle Management

Die Änderung der Zuständigkeit ist erstens wohl darauf zurückzuführen, dass sich die Technologie des bislang unter dem Produktnamen RISS (Reference Information Storage System) beworbenen Systems nur schwer an die reinen IT-Kunden bringen lässt, zweitens zeigt sich ein erheblicher Sinneswandel bei HPs ILM-Konzept:

  • Die als modulare Grid-Technik beworbene Speichertechnik ist vielen Anwendern zu „fortschrittlich“. Oder anders ausgedrückt: Es finden sich nur wenige mutige Early Adaptors – zumindest in Deutschland. Das Speichermodul ist hierbei Bestandteil eines Servers, der wiederum als Submodul einer Suchmaschine arbeitet. Eindeutiger Vorteil dieser Verfahrensweise ist, dass jedes Modul nur seinen eigenen Index durchsuchen muss, sodass selbst bei sehr großen Datenmengen im zweistelligen Terabyte-Bereich die Suchergebnisse innerhalb von Sekunden vorliegen.
  • Grundgedanke bei ILM ist eine Speicherhierarchie, in der Daten in mehreren Schritten von teuren Medien mit Snapshot- und Disaster-Recovery-Funktionen auf preiswertere Medien migriert werden. Damit hat die Neupositionierung nicht mehr viel zu tun. Stattdessen erhält der Anwender nun ein erweiterbares aber geschlossenes System, in dem die Daten ihren Lebenszyklus durchlaufen.

Immer mehr Fachabteilungen stellen Budgets für Archivlösungen

Der Grund für die Umstrukturierung von HP Software liegt auch in einer geänderten Einschätzung der Kundenbedürfnisse. Bei HP geht man davon aus, dass nicht mehr nur die IT-Abteilung beim Einkauf das Sagen hat. Vor allem Rechtsstreitigkeiten und tiefer gehende Informationsrecherchen in den unternehmenseigenen Datenbeständen seien der Grund für die Anschaffungen spezialisierter IT-Systeme durch die Fachabteilungen selbst. „Bisher verkauften wir RISS hauptsächlich an technische Entscheider – seit einiger Zeit sprechen wir immer häufiger auch mit Geschäftsverantwortlichen aus den Rechts- und Finanzabteilungen, die auch entsprechende Budgets zur Verfügung stellen“, erklärt Purohit.

„Die BIO-Sparte hilft Unternehmen dabei, Informationen so zu verwalten, zu schützen und bereitzustellen, dass sie fundierte Geschäftsentscheidungen treffen und rechtlichen Anforderungen gerecht werden können“, führt er weiter aus. „Das betrifft sowohl strukturierte als auch unstrukturierte Informationen in den Bereichen Business Intelligence und Information Management.“ Deren Bedürfnisse sollen durch eine Kombination fokussierter Services und eigenständig nutzbarer Systeme abgedeckt werden.

So gehören zum Portfolio Dienstleistungen, Methoden und Software sowie zwei integrierte Hardware-/Software-Produkte: die Datawarehouse-Lösung Neoview und die Integrated Archive Platform, Nachfolgerin des Reference Information Storage System (RISS), das bislang mit seiner Grid-Struktur vor allem bei der E-Mail-Archivierung eine gewisse Aufmerksamkeit in Amerika genießt. In Deutschland sind dagegen erst wenige Installationen produktiv.

Marktvolumen legt zu

Dass zunehmend auch andere Abteilungen Budgets bereitstellen, bestätigt IDC in einer weltweiten Studie. Danach sind die wichtigsten Treiber für Investitionen in Lösungen für das Information Management gesetzliche Vorschriften zur Aufbewahrung von Dokumenten und die Notwendigkeit, bei Audits oder Rechtsstreitigkeiten schnell auf die benötigten Dokumente zugreifen zu können. Das Marktvolumen soll laut IDC von zwölf Milliarden US-Dollar im Jahr 2007 auf 21,8 Milliarden US-Dollar im Jahr 2011 anwachsen („Worldwide Legal Discovery and Litigation Support Infrastructure 2007-2011 Forecast: Legal Matter and Compliance Records Repositories Are the Early Use Cases of the Active Archiving Architecture”, Juni 2007, von Vivian Tero).

Die Umstrukturierung hat den Gewinnen von HP Software anscheinend gut getan, wie die jüngsten Zahlen (Geschäftsjahr 2007) zeigen: Die Software-Sparte macht nach langen Jahren der Umsatzstagnation seit einigen Quartalen Gewinn und brüstet sich damit, dass man mit einer Umsatzrendite von 14,6 Prozent sogar vor der hochprofitablen Druckersparte liege. Absolut betrachtet hat die Softwaredivision allerdings noch einiges aufzuholen, da der operative Gewinn von 81 Millionen US-Dollar noch weit hinter demjenigen der Printerdivision mit 981 Millionen US-Dollar liegt.

(ID:2007936)