Bieterstreit um Speichersparte Toshiba nimmt Verhandlungen mit Western Digital und Foxconn auf
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Eigentlich hatte Toshiba bereits einen Käufer für die eigene Speichersparte identifiziert. Doch die Verhandlungen gerieten ins Stocken – unter anderem wegen der Beteiligung des Mitbewerbers SK Hynix. Nun wurden neue Verhandlungen mit Western Digital und dem taiwanischen Foxconn-Konzern aufgenommen.

Der angeschlagene japanische Technologiekonzern habe seine Gläubigerbanken darüber informiert, nun doch mit seinem US-Partner Western Digital sowie dem Elektronik-Unternehmen Foxconn Gespräche über den Verkauf seiner florierenden Sparte zu führen, erfuhr die Nachrichtenagentur Reuters am Dienstag aus Bankenkreisen. Gerüchtehalber hatte das letzte Gebot des von Toshiba favorisierten Käufers bei über 16 Milliarden Euro gelegen, ehe die Verhandlungen ins Stocken gerieten.
Eine Toshiba-Sprecherin bestätigte, der Konzern unterhalte sich mit weiteren Interessenten als der zunächst ausgewählten Bietergruppe, ohne Details zu nennen. Toshiba und Western Digital streiten sich über den geplanten Verkauf vor Gericht. Western Digital und Foxconn äußerten sich zunächst nicht.
Toshiba hatte vergangenen Monat ein von der heimischen Regierung angeführtes Konsortium als bevorzugten Bieter ausgewählt, aber noch keine Übereinkunft erzielt. Zu der ausgewählten Interessentengruppe gehörten neben den beiden staatlich unterstützten Investmentfonds Innovation Network Corp of Japan (INCJ) und Development Bank of Japan auch der US-Finanzinvestor Bain Capital sowie der südkoreanische Halbleiter-Spezialist SK Hynix.
Ein Finanzierungsvorschlag der Südkoreaner für den Deal habe die Verhandlungen allerdings ins Stocken gebracht. Toshiba befürchte, dass der Rivale Einfluss auf den weltweit zweitgrößten Hersteller von Speicherchips (NAND) nehmen könnte. Auch die japanische Regierung legt Wert darauf, die Kontrolle über die wichtige Halbleitertechnik im Land zu behalten. Der Innovationsfonds INCJ untersteht dem japanischen Wirtschaftsministerium.
Der CEO von SK Hynix, Park Sung-wook, kündigte gestern gegenüber Reportern an, weiter an den Verhandlungen um den zweitgrößten NAND-Flashspeicherhersteller der Welt festhalten zu wollen. Auch an den angestrebten Plänen, beim Kauf der Speichersparte im Gegenzug auch als Minderheitspartner beim Mutterkonzern Toshiba selbst beteiligt zu sein, möchte man dabei weiterhin festhalten.
US-Partner Western Digital, mit dem die Japaner das wichtigste Chip-Werk betreiben und der bei der zunächst favorisierten Gruppe nicht dabei war, hatte rechtliche Schritte gegen einen Verkauf des Chipgeschäfts eingeleitet. Ein Gerichtstermin für die beantragte einstweilige Verfügung ist für diesen Freitag angesetzt. Die Amerikaner wollen die Einheit selber übernehmen und sind der Ansicht, dass ein Verkauf ihre Zustimmung voraussetzt.
Toshiba hatte daraufhin zum Gegenschlag ausgeholt und eine Klage auf umgerechnet fast eine Milliarde Euro Schadenersatz angekündigt, weil Western Digital den Verkaufsprozess störe. In Gerichtsunterlagen gibt Western Digital an, zusammen mit der Beteiligungsgesellschaft KKR für die Chipsparte eine Summe in der Größenordnung der höchsten Gebote offeriert zu haben. Das kalifornische Gericht, an dem die Klage eingereicht wurde, ordnete am vergangenen Dienstag in einer einstweiligen Verfügung an, dass Toshiba Angestellten von Western Digital als Teil des Joint Venture Abkommens Einsicht in Datenbanken und Zugang zu Chip-Mustern in Toshibas Flash-Speicher-Fabs gewähren muss.
Die Anordnung gilt bis zu einer weiteren gerichtlichen Anhörung, die für den 28. Juli angesetzt ist. Toshiba hatte Western Digital gedroht, den Zugang zu den gemeinsamen Datenbanken zu verwähren, sollte sich das amerikanische Unternehmen beim geplanten Verkauf der Flashsparte an einen anderen Mitbieter weiterhin querstellen.
Western Digital ist seit dem Kauf des Speicheranbieters Sandisk Joint Venture Partner von Toshiba in der Produktion von Flash-Speicherbausteinen. Nach Ansicht von Western Digital habe man damit auch ein Mitspracherecht über den Verkauf des Geschäfts.
Toshiba will den Verkauf seiner Chipsparte so schnell wie möglich über die Bühne bringen, um sich mit dem Erlös nach der Insolvenz der US-Kraftwerkstochter Westinghouse neu aufzustellen.
Ein Bilanzskandal aus dem Jahr 2015, der Einbruch des Atomenergiegeschäfts und der sich seit Monaten hinziehende Streit um den Verkauf der Speichersparte hat den Aktienkurs des Unternehmens weiter einbrechen lassen. Um die finanzielle Krise zu überbrücken, hat Toshiba nach Angaben von Reuters erneut Kredite in Höhe von 6 Milliarden US-$ aufgenommen.
Der im Februar diesen Jahres angekündigte Verkauf der Speichersparte hatte Interessenten aus der ganzen Welt auf den Plan gerufen. Der taiwanische Elektronikhersteller Foxconn hatte bereits zuvor mitgeteilt, sich ungeachtet der Auswahl eines bevorzugten Bieters weiter um Toshibas Chipsparte bemühen zu wollen.
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