IBM kooperiert mit Apple Wearables: Datensammelstelle und Versicherungs-Traum
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Wie viele Schritte haben Sie sich heute bewegt? Wie hoch ist Ihr Blutdruck? Nicht nur die Träger von Wearables freuen sich über die tägliche Auswertung ihrer Daten. Künftig werden wohl auch Versicherungen frohlocken.

IBM arbeitet mit Apple zusammen und gründet in Bosten eine neue Firma mit 2.000 Mitarbeitern. Das alleine wäre allenfalls eine Randnotiz wert. Doch bei dieser Zusammenarbeit, die diese Woche angekündigt wurde, geht es um mehr. Es geht um die Gesundheitsdaten von Millionen von Anwendern.
Grundlage für die Zusammenarbeit sind die Apple-Lösungen ResearchKit und HealthKit, die Apple-Jünger auf ihren Geräten installieren können und die unter anderem auch die Daten der Apple Watch speichern und auswerten. Diese Informationen sollen künftig in IBMs Datananalyse-Werkzeug überführt werden, um Forschern die Möglichkeit zu geben „die Daten in einem Ausmaß auszuwerten, das bislang nicht möglich war“, freut sich John E. Kelly, Senior Vice President, IBM Forschungs- und Lösungsportfolio. Und weiter: „IBMs sichere Datenspeicherung und Analytics-Lösungen wird es Ärzten und Forschern ermöglichen, auf Echtzeit-Erkenntnisse aus der Verbrauchergesundheit und deren Verhalten in einer Größenordnung zuzugreifen, wie bislang nicht möglich.“
Mulmiges Gefühl
Nun ist die Erforschung von Gesundheit ja ein hehres Ziel. Doch liest man in der offiziellen Pressemitteilung weiter, kann einem etwas mulmig werden: „IBM wird auch eine Reihe von Unternehmens-Wellness-Apps mit HealthKit entwickeln. Diese iOS-Apps werden für Unternehmen entwickelt, um die gesundheitlichen Bedürfnisse bei akuten Erkrankungen von Mitarbeitern besser adressieren zu können und um die allgemeine Fitness zu verbessern.“
Künftig könnten also Unternehmen – seien es Arbeitgeber, Krankenkassen oder andere Versicherungen – Einblick in die Daten von Millionen ihrer Kunden bekommen. Doch damit noch nicht genug, kündigte IBM ebenfalls die Zusammenarbeit mit dem Konzern Johnson&Johnson sowie einem Hersteller von medizinischen Apparaturen an. Damit erhält der Wettlauf um Kundendaten eine neue Dimension.
Wolkige Aussichten
Wie bei der Apple Watch, so gilt auch für so ziemlich alle anderen „Wearables“: Die Daten, die über diese erhoben werden, werden nicht lokal, sondern in der Cloud gespeichert und sind so, im schlimmsten Fall, für Jedermann zugänglich.
In einer Studie hat beispielsweise Symantec gerade herausgefunden, dass die Wearables nicht nur anfällig für die Ortung des Trägers sind, sondern auch die persönlichen Daten nur unzureichend geschützt werden.
So würden beispielsweise Passwörter im Klartext versandt. Darüber hinaus würden Apps durchschnittlich fünf Internet Domains kontaktieren, im Extremfall sogar 14. Viele Apps tauschen sich so mit Analyse-Tools aus, die das Verbraucherverhalten tracken.
Frohlocken bei Versicherern
Wie die Süddeutsche Zeitung bereits im November berichtete, „setzt der europäische Versicherer Generali künftig auf die elektronische Kontrolle von Fitness, Ernährung und Lebensstil“. Und weiter: „Kunden werden Gutscheine und Rabatte bei Prämien gewährt, wenn sie gesund leben. Dazu übermitteln sie der Generali über eine App regelmäßig Daten zum Lebensstil“.
Dieses Modell beruht auf Freiwilligkeit. Und so wie es aussieht, sind Millionen von Anwendern gerne bereit, ihre Daten zur Verfügung zu stellen. Das Institut für betriebswirtschaftliche Analysen, Beratung und Strategie-Entwicklung IFABS hatte Ende des vergangenen Jahres 112 Geräte-Nutzer gefragt, ob sie bereit wären, ihre Daten über die persönliche Auswertung hinaus zur Verfügung zu stellen.
81 Prozent würden diese für Hausärzte freigeben, 67 Prozent für Krankenkassen. Bei allen anderen Optionen (Forschung, Geräte-Hersteller, Patientenportale, Pharmazie) überwog allerdings noch die Verneinung der Weitergabe.
So weit, so gut. Doch für alle die Anwender, die ihre Daten nicht weitergeben oder überhaupt kein Wearable anlegen möchten, könnte es künftig teuer werden. Dann nämlich, wenn Versicherungen ihre Tarife für alle Daten-Spender günstig machen und für den Rest kräftig aufschlagen.
Doch es sind nicht nur Wearables, die für den gläsernen Kunden sorgen. Autos speichern bereits Daten in Hülle und Fülle. Versicherer haben hier bereits Modelle im Portfolio, bei denen die Kunden Rabatte erhalten, wenn sie sich eine Blackbox in ihr Fahrzeug einbauen lassen.
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