Firmen, die vor Kraft kaum laufen können – Nutanix, Teil 1 Wie ein Patent die SAN-Hersteller das Fürchten lehren soll
Einige Experten wittern derzeit einen gewaltigen Umbruch in der Storage-Landschaft. Da ist es nachgerade nur "natürlich", wenn das Produktmarketing in dieselbe Kerbe haut. Wo IBM jedes Jahr mit mehr als 6.000 Patenten an der Verbesserung der Welt arbeitet, schafft es Nutanix mit einem.
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Auszug aus der Pressemeldung: "Nutanix, führender Anbieter innovativer Infrastrukturlösungen für Rechenzentren, hat vom United States Patent and Trademark Office das Patent mit der Nr. 8.601.473 für seine grundlegende Speicherarchitektur für virtualisierte Rechenzentren erhalten. Mit dieser Architektur wird nicht nur die 20 Jahre alte Storage-Area-Network-Technologie (SAN) obsolet."
Disruptiv ist nur ein Ideal
Mutig behauptet der Verfasser mit dem Patent die Frage geklärt zu haben, wie denn das optimale Design für eine softwaregesteuerte Storage-Architektur aussähe. Diese Behauptung ist ziemlich gewagt. Und richten soll das alles eine "Controller VM", "die auf jedem einzelnen Knoten läuft, hochleistungsfähige und gemeinsam genutzte Speicherkapazitäten bereitstellt".
Die Controller VMs aggregieren die lokalen Storage-Ressourcen, einschließlich Direct-attached Flash, über alle Server hinweg und stellt einen gemeinsam genutzten Pool an Datenspeichern zur Verfügung, der funktional äquivalent zu einem SAN- oder NAS-Array ist, jedoch über eine höhere Skalierbarkeit und Leistungsfähigkeit verfügt.
Das klingt nach einer modernen Umsetzung beim Einsatz von Hypervisoren, aber nicht besonders disruptiv, wie es die Patentmeldung behauptet. Disruptiv ist das Ideal technikbegeisterter Experten, die gerne davon träumen, dass wir heute eine Technik installieren könnten, die voraussichtlich in zehn oder zwanzig Jahren auf den Markt kommt.
Wir sind Spitze
Disruptiv wäre, um ein Beispiel zu nennen, eine Speichertechnik, die so schnell wie ein Cache reagieren kann, nur beim Schreiben Strom verbraucht, gespeicherte Inhalte Tausend Jahre nicht vergisst und ein Exabyte Daten im Volumen eines Zuckerwürfels speichern kann.
Davon ist Nutanix weit entfernt, auch wenn man in der Pressemeldung mit dem Impetus auftritt, besser geht es nicht: "Vielmehr fordert das Unternehmen damit auch die gesamte Branche heraus, eine neue Storage-Architektur mit vergleichbarer Leistung und Skalierbarkeit zu entwickeln", heißt es dort angeberisch.
Was auch nicht vergessen werden darf, neben all den großen Konkurrenten, ist, dass die Datenhaltung ein sehr konservatives Geschäft ist. Selbst das seit dem Jahr 2000 totgesagte Fibre-Channel-Geschäft, also die Basis eines jeden SANs, generiert auch weiterhin ein stetig wachsendes Umsatzvolumen von zwei bis drei Milliarden US-Dollar jährlich.
Kauft uns
Nutanix wurde 2009 als private Gesellschaft gegründet und über Wagniskapital-Investoren finanziert. In bislang vier Finanzierungsrunden hat Nutanix insgesamt 172,2 Millionen US-Dollar von den Investoren erhalten.
Eine Menge Geld, zugegeben. Der Rekord liegt derzeit bei etwas über einer Millarde US-Dollar Zuschüssen für das Unternehmen Cloudera, das ebenfalls in Sachen Big Data unterwegs ist. Bedenklich an der Finanzierung ist, dass sich Nutanix nun in der vierten Finanzierungsrunde befindet und damit nach der Logik der Kapitalgeber nun endlich auf eigenen Füßen stehen muss und diese Millionen dann abstottert oder einen Börsengang wagen muss, mit dem Venture Capitalist den eigenen "Exit" (Ausstieg) einleiten.
Das Großsprecherische der Pressemeldung weist allerdings eher auf die Wahl des üblichen Weges für ein Startup hin: Wir haben eine so tolle Technik, dass irgendjemand, der größer ist als wir, uns kaufen sollte.
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