Das Pentagon rüstet um Das geheime Leben der 8-Zoll-Diskette

Auch in den USA sind bürokratische Dinosaurier keine Seltenheit. Selbst im Pentagon. Dort vertraute man bis vor kurzem auf etwas ältere Technologien.

Für den Betrieb und die Datensicherung der US-amerikanischen Atomwaffen benutzte das Pentagon bis vor kurzem 8-Zoll-Disketten.
Für den Betrieb und die Datensicherung der US-amerikanischen Atomwaffen benutzte das Pentagon bis vor kurzem 8-Zoll-Disketten.
(Bild: © Scanrail - stock.adobe.com)

2014 brachte es ein Report im CBS-Magazin „60 Minutes“ ans Licht: Ausgerechnet Steuerungs- und Storage-Daten der US-Atomwaffen beruhten seit 1976 ununterbrochen auf dem Series/1-Computer von IBM. Als Programmiersprache kam das 1960 entwickelte COBOL zum Einsatz. Betrieb und Datensicherung erfolgten über Acht-Zoll-Disketten, deren Fertigung 1969 begann. Kapazität pro Magnetfolie: 80 bis 180 Kilobyte, in späteren Varianten bis 1 Megabyte.

Der US-Rechnungshof griff diesen Umstand 2016 in einer Anfrage an das Pentagon auf und erfuhr, die 175 Nutzer des Netzwerks – darunter Abschussrampen für Interkontinentalraketen, U-Boote und Bomber sowie Befehlszellen für Überwachung und Aufklärung – würden bis zum Ende des Fiskaljahres 2017 auf ein moderneres System umgestellt.

Das Nachrichtenmagazin Time fragte daraufhin frech, ob die Militärs denn gleich wagemutig ein Upgrade auf 3,5- oder zunächst vorsichtig in Richtung der 5,25-Zoll-Disketten wagen wollten.

Alt, aber gut

Mit Wirkung zum Juni 2019 sei nun der Umstieg auf SSD-gestützten Datentransfer „mit höchsten Sicherheitsstandards“ praktisch erfolgt, wie das militärische Nachrichtenportal c4isrnet.com bekanntgab.

Der verantwortliche Kommandant des Strategischen Kommunikationsgeschwaders, Jason Rossi, sieht dies allerdings nicht uneingeschränkt positiv: „Letztlich war das Alter des Systems sein größtes Sicherheitsmerkmal. Sehr alt, aber auch sehr gut. Eine Apparatur ohne IP-Adresse lässt sich nun mal nicht hacken …“

Das Manöver soll spätestens mit dem Budget für 2020 auch in der Buchhaltung abgeschlossen sein. Gemessen am Gesamthaushalt des US-Militärs von 716.000 Millionen Dollar fürs Jahr 2019 läuft dieser Posten weit unter dem Radar hindurch. Dennoch ist eine Kostenexplosion nicht ausgeschlossen. Zu Zeiten der 8-Zoll-Diskette wurden pro Jahr im Schnitt 5,6 Millionen US-Dollar ausgegeben. Hätte man den ursprünglichen Plan erfüllt und das Projekt bis 2032 weiterlaufen lassen, wären insgesamt 135 Millionen US-Dollar Wartungskosten angefallen, 60 Millionen US-Dollar für den Einkauf von SSDs plus Hardware-Komponenten inklusive.

Ob dieser Aufwand tatsächlich ausgereicht hat, um den sensiblen Sektor mit der technologischen Gegenwart zu verknüpfen, lässt sich spätestens 2021 in den Notizen des Rechnungshofes nachlesen.

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