Spielerisch Storage erfahren Daten speichern mit Lego und auf Pfannkuchen
Basic-Lösungen aus dem wahren Technikleben sind das Ding des vielseitigen Bastlers Mike Kohn. Das Prinzip der Lochkartenspeicher der 1960er-Jahre? Lässt sich auch im Zeitalter heliumverschweißter Nano-Wolkenkratzer noch verbessern. Sein Memory-System beruht auf den genormten Formfaktoren von Legosteinen. Aber er hat auch schon Eierpfannkuchen in ROMs verwandelt …

Legosteine haben seit ihrer Erfindung dabei geholfen, zahllose kreative Konstruktionen zu gestalten. Etwas völlig Neues hingegen ist eine Lego-Konstruktion als System der binären Datenspeicherung, wie es Mike Kohn aus St. Louis in Missouri in seinem Versuchsaufbau auf YouTube demonstriert, der seit Juni 2022 online zu bewundern ist.
Acht Millimeter Abstand
Das der Lochkarte nachempfundene Lego-System speichert Maschinencode-Anweisungen für eine 65C816-CPU, den 16-Bit-Nachfolger des 6502. Die Bits finden sich auf einer weißen Lego-Platte, auf die schwarze Steine gesetzt wurden: weiß steht für „0“, schwarz für „1“. Dieser Maschinencode wird von einer achtkanaligen Reflexionssensor-Einheit gelesen. Die Sensoren auf der Polulu QTRX-MD-08A halten passenderweise exakt denselben Abstand zueinander wie die Noppen auf einem Legostein: acht Millimeter.
Hinzu kam ein Lego-Motor aus einer Straßenbahnzugmaschine, der die Platte über Lego-Bahngleise unter die Sensoreinheit schiebt. Obwohl die schwarzen Elemente höher herausragten als die weißen, funktionierte das Ganze problemlos.
Papier ist ungeduldig
Anlass für Mikes Lego-Logik waren Horrorgeschichten aus dem Storage-Mittelalter, denn das schon von Konrad Zuse aufgegriffene Prinzip der Lochkarten des Spieluhrenzeitalters aus dem 19. Jahrhundert erwies sich nur begrenzt als strapazierfähig. Bei Misshandlung durch drastische Temperaturschwankungen oder hohe Luftfeuchtigkeit neigten die gelöcherten Pappen zum Ausfall. Von Papierstau-Fleddereien in der Lesemaschinerie ganz zu schweigen. Das musste mit Hartplastik aus dänischer Produktion doch weit besser umzusetzen sein ...
Eier, Mehl, Schokolade
Kohn, Jahrgang 1974, ist als Software-Ingenieur für eine Firma tätig, die Börsendaten analysiert. Er hat auf seiner umfangreichen Website weitere höchst phantasievolle Technik- und Storage-Alternativen versammelt. Inspirativer Höhepunkt ist seine Eierpfannkuchen-Einheit von 2017, die nach Art einer Floppy-Disc funktioniert: mit Markierungen aus Schokolade. Auch diese Idee hat er mit Hilfe eines W65C265SXB-Boards in die Tat umgesetzt.
Im Rahmen seines Jobs sind inspirative Auszeiten offenbar erwünscht, denn „viele der Videos, die ich poste, sind an meinem Arbeitsplatz mit der Hilfe meiner Kollegen entstanden – entweder um sie zu erschüttern oder um sie zu erheitern“.
Folgenschwere Kollisionen
Mike Kohns Pfannkuchen-ROM dürfte beides hervorgerufen haben: „Vor einiger Zeit hatte ich eine Freundin aus Schweden, die mir schwedische Pfannkuchen gebacken hat. Am nächsten Tag überflog ich das Datenblatt einer Floppy-Disc, weil ich gerade über einen elektronischen Lesemodus für Floppys nachdachte. Gleichzeitig kamen mir die Pfannkuchen in den Sinn, und die beiden Elemente kollidierten. Es hat dann aber noch einige Zeit gedauert, diese Art der Datenspeicherung in die Tat umzusetzen.“
Leider sei die Lebensdauer einer solchen Speicherplatte mit vier bis acht Stunden jedoch extrem begrenzt. Danach ließen sich entweder die darauf erfassten Daten nicht mehr sauber auslesen, oder die Lappen würden einfach nicht mehr so gut schmecken …
Fans & Follower
Mike hat eine klassische Bastlerkarriere hinter sich und schon als Kind praktisch „jedes Gerät auseinandergenommen“, um hinter das entsprechende Prinzip zu kommen. Somit befindet er sich in bester Gesellschaft mit dem schrägen Erfindergeist von Altkanzler Konrad Adenauer, auf dessen Konto unter anderem eine elektrische Bürste zur Schädlingsbekämpfung geht, oder den Pioniertaten von Deep-Purple-Sänger Ian Gillan, der schon vor dem Erreichen des Mannesalters ein kostengünstiges U-Boot und eine alternative Mondrakete erfand.
Aktuell haben immerhin mehr als 6.000 Follower Mikes Youtube-Kanal abonniert. Ein pulsierender Austausch mit seinen Fans finde hingegen weniger statt. „Es kommt ab und an vor, dass mich andere bitten, sie bei ihren Experimenten zu beraten, und das macht immer großen Spaß, aber meistens erhalte ich eher E-Mails von Leuten, die Hilfe beim Aufbau ihrer Carrera-Bahn suchen …“
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