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Die ITK-Branche als Motor für ehrgeizige Klimaziele „Fit for 55“ und die Digitalisierung

Autor Sylvia Lösel |

Die Europäische Kommission zieht die Zügel an und legt die Leitplanken zur Erreichung der Klimaneutralität fest. Mit im Gepäck ist aber immer auch die Digitalisierung. Denn ohne diese ist „Fit for 55“ nicht machbar. Eine Riesenchance, wenn die ITK-Branche kreative Ideen entwickelt.

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Digitalisierung und Klimaschutz gehören zusammen. Davon kann die ITK-Branche profitieren, wenn sie clevere Lösungen erarbeitet.
Digitalisierung und Klimaschutz gehören zusammen. Davon kann die ITK-Branche profitieren, wenn sie clevere Lösungen erarbeitet.
(Bild: peach_fotolia - stock.adobe.com)

Mit der Präsentation ihres Programms „Fit for 55“ hat die Europäische Kommission ehrgeizige Klimaziele gesetzt: eine Reduktion der Treibhausgase um 55 Prozent bis 2030, verglichen mit dem Ausstoß von 1990. Ein weiterer Baustein, um den Europäischen „Green Deal“ mit Leben zu füllen und die Leitplanken für eine konkrete Umsetzung zu setzen.

Mit den CO2-Zertifikaten hatte man bislang schon einen Hebel, Anreize für mehr Energieeffizienz zu setzen. Mit der Ausweitung dieser auf Flug- und Schiffsverkehr sowie auf Mobilität und Gebäude steigt der Druck, hier künftig nachhaltige Lösungen zu entwickeln und umzusetzen.

Herzstück ist Digitalisierung

Das Herzstück bei vielen der im „Fit for 55“ präsentierten Ziele ist die Digitalisierung – sei es bei der Steuerung von Heizung und Klimatisierung von Gebäuden, bei der Etablierung intelligenter Stromnetze und einer Lade- und Abrechnungsinfrastruktur von E-Autos oder der cleveren Abwärmenutzung von Rechenzentren. „Europäische Klimaschutzpolitik braucht eine digitale DNA. Klimaschutz und Digitalisierung bilden die Basis für ein nachhaltiges Europa und müssen gemeinsam entwickelt und vorangebracht werden. Es ist deshalb gut, dass die EU-Kommission unter dem Motto ,Twin Transition‘ den Weg zur Klimaneutralität eng mit der Digitalisierung verknüpft“, so der Branchenverband Bitkom. „Das wird für mehr Tempo bei der Entwicklung hin zur Klimaneutralität sorgen und kann Europa zudem Wettbewerbsvorteile verschaffen.“

Kommentar: Fitnessprogramm für die ITK-Branche

Fit for 55 – was nach einem ambitionierten Trainingsprogramm klingt, kann durchaus als ein solches verstanden werden. Denn sportlich sind sie, die Energie- und Nachhaltigkeitsziele, die sich die EU im so benannten Programm gesteckt hat. Als sportliche Herausforderung dürfen sie aber auch Hersteller, Distributoren, Dienstleister und Systemhäuser sehen. Wer den Startschuss bislang noch nicht gehört hat, der sollte sich spätestens jetzt nicht nur Gedanken darüber machen, wie er selbst seine Infrastruktur – vom Firmengebäude, über die Produktion bis hin zur Fahrzeugflotte – energieeffizient umbaut, sondern auch, mit welchen Ideen und Konzepten seine Kunden fit gemacht werden können. Immer mehr Ausschreibungen enthalten bereits einen Passus zu mehr Nachhaltigkeit. Also: Ideen und Kreativität sind gefragt! Denn nur so wird die Digitalisierung der Motor der Energiewende, und nur so bleibt auch die Geschäftsbilanz im grünen Bereich.

Rechenzentren: Heilsbringer und Energiefresser

Rechenzentren sind dabei ein wichtiges Element, einerseits das Rückgrat der Digitalisierung, andererseits selbst Energiefresser. Wie hoch das Nachhaltigkeitspotenzial europäischer Rechenzentren ist, zeigt eine Borderstep-Studie, die die Eco-Allianz mit Unterstützung des Vodafone Instituts 2020 veröffentlicht hat. Das größte Potenzial für Energieeffizienzsteigerungen von Rechenzentren weisen demnach Technologien für Kühlung und Klimatisierung, wie insbesondere deren Abwärmenutzung, auf.

„Investiert die Politik jetzt gleichermaßen in die Forschung und Förderung für energieeffiziente digitale Infrastrukturen sowie in einen zügigen Umbau des Energiesystems, erhöht dies die CO2-Einsparpotenziale deutlich“, so Dr. Béla Waldhauser, Sprecher der Allianz. „Die Digitalisierung ist Teil der Lösung, um die Klimakrise zu bewältigen.“ Voraussetzung hierfür sei jedoch auch, dass ausreichend regenerativer Strom am Markt zu wettbewerbsfähigen Industriepreisen verfügbar sei, mahnt Waldhauser.

Zustimmung aus der Wirtschaft

Zuspruch zu den Plänen der EU kommt auch von einer Allianz von zwölf europäischen CEOs, darunter Jean-Pascal Tricoire von Schneider Electric. „Die Bekämpfung des Klimawandels erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen dem öffentlichen Sektor und der Industrie“, kündigte das Bündnis nach einem Treffen an. Die Allianz würde eine Überprüfung der wichtigsten Regulierungsinstrumente der EU begrüßen, insbesondere Subventionen für Technologien mit hohen CO2-Emissionen. Zu den Vorschlägen der CEOs gehören die Aussendung eines starken Kohlenstoffpreissignals, Maßnahmen zur Dekarbonisierung von Mobilität und Verkehr, Gebäuden und Energiesystemen sowie eine beschleunigte Erneuerung von Schlüsselindustriesektoren in der EU.

Mit Blick auf die Gebäudesanierungswelle der EU-Kommission unterstützt das Bündnis Sanierungsziele von mindestens drei Prozent pro Jahr, um Bestandsgebäude schneller energieeffizient zu bekommen. Gebäude sollten höhere Standards in Bezug auf Energieeffizienz, erneuerbare Energien und nachhaltige Materialien erfüllen. Fossile Heizsysteme müssen schnell durch die Einführung von elektrischen Wärmepumpen, Fernwärme und digitalen Lösungen ersetzt werden. Die CEOs verpflichten sich, diese Empfehlung auf die eigenen Gebäude ihres Unternehmens anzuwenden.

Die europäischen Klimaziele erfordern neben einem raschen Aufbau erneuerbarer Stromerzeugung die direkte Elektrifizierung von Mobilität, Verkehr und Heizung/Klimatisierung von Gebäuden. Dazu arbeitet die CEO Alliance an einem Projekt zur Integration von Energiesystemen – insbesondere Netzen. So lasse sich ein System schaffen, das hauptsächlich auf erneuerbaren Energien und flexiblen Lösungen basiert.

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