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Studie zum Arbeitsmarkt von IT-Fachkräften So arbeiten IT-Experten in Deutschland

Autor Sarah Gandorfer |

In der IT-Branche gibt es einige Probleme – vom Fachkräftemangel über die Missachtung der Gleichberechtigung bis hin zu unflexiblen Arbeitszeiten. All das hemmt möglicherweise die deutsche Innovationskraft. Zudem zeigt die Covid-19-Pandemie Auswirkungen.

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Auch wenn Männer und Frauen die gleiche Ausbildung und somit die gleichen Startchancen haben, werden Frauen beim Verdienst noch oft benachteiligt.
Auch wenn Männer und Frauen die gleiche Ausbildung und somit die gleichen Startchancen haben, werden Frauen beim Verdienst noch oft benachteiligt.
(Bild: kentoh - stock.adobe.com)

Regelmäßig befragt der der Personalberatung SThree Angestellte und Freelancer der IT-Branche. Für die aktuelle Studie „So arbeitet Deutschland“ wurden gemeinsam mit Kantar insgesamt 1.990 Menschen interviewt. Für die Sonderedition „Fokus Informationstechnologie“ betrachteten die Studienautoren die Ergebnisse von 662 Befragten, davon 261 Freelancer, aus dem IT-Sektor näher. Dabei wird deutlich: Der IT-Fachkräftemangel hemmt die Innovationskraft der Branche und Deutschland hinkt in Sachen Zukunftstechnologien hinterher. Die Befragten sehen die Integration von Quereinsteigern und Fachkräften aus dem Ausland als mögliche Lösung.

Gleichberechtigung

Obwohl 90 Prozent der Studienteilnehmer überzeugt sind, dass Frauen und Männer im Job gleich behandelt werden sollten, driften diesbezüglich Wunsch und Realität auseinander. Immerhin 17 Prozent geben zu, einen Kollegen oder eine Kollegin aufgrund des Geschlechts schon einmal anders behandelt zu haben, und zwei Drittel der Frauen (66  %) wurden bereits benachteiligt. Derartige Diskriminierungen wirken sich auf die Bezahlung ebenso wie auf die Karriere der Frauen in der IT-Branche aus. Zum einen ist das erkennbar an der nachteiligen Behandlung beim Gehalt (52 %) und zum anderen bei der Beförderung (31 %). Der „Gender Pay Gap“ scheint demnach auch in der IT-Branche an der Tagesordnung zu sein. Die Forderung nach mehr Gehaltstransparenz wird vor allem von den befragten Frauen (49 %) gestellt – dies sehen aber nur 38 Prozent der Männer als geeignete Maßnahme für Chancengleichheit.

Die Studienverfasser nennen Gegenmaßnahmen, um in der aktuell stark männerdominierten IT-Branche für Gleichberechtigung sorgen. Dazu zählen eine entsprechende Unternehmenskultur, die Chancengleichheit fördert (62  %), objektive Leistungsbewertungen (58  %) und flexible Arbeitstaggestaltung (46  %).

„Unsere aktuelle Studie zeigt, das Bewusstsein für Gleichberechtigung ist da – doch in den Köpfen und im IT-Joballtag leider noch nicht immer angekommen. Immerhin glaubt die Hälfte der Befragten aus der IT-Branche, dass Frauen nur eingestellt werden, um eine Quote zu erfüllen. Ein erschreckendes Ergebnis und eine klare Aufforderung ans Management: Gleichberechtigung im Job ist Chefsache und muss von Führungskräften aktiv vorgelebt werden“, findet Timo Lehne, Geschäftsführer von SThree. Dieser Aussage stimmen 71 Prozent der Befragten zu und fordern, dass Impulse für mehr Gleichberechtigung im Job von der Führungsebene kommen müssen.

Fehlende IT-Experten

Die Studie zeigt ebenfalls, dass der IT-Fachkräftemangel sich in den vergangenen Jahren drastisch verschärft hat. „Derzeit wandeln sich allerdings durch die Coronakrise die Verhältnisse von einem bis dahin stark bewerberzentrierten Markt zugunsten der Arbeit- und Auftraggeber, die aktuell eine größere Auswahl an hochqualifizierten IT-Mitarbeitern und IT-Freelancern als vor der Pandemie haben. Fraglich ist hingegen, ob dieses Verhältnis langfristig aufrechterhalten werden kann, da schon sehr lange ein immenser Teil an IT-Experten fehlte“, erläutert Lehne.

Die Konsequenzen dieser fehlenden Experten werden von den Befragten folgendermaßen eingeschätzt: fehlendes Wissen (43  %), schlechtes Betriebsklima (39  %) und verminderte Arbeitsqualität (35  %)

„Doch ebenso scheint klar, dass eine Lösung gegen den Fachkräftemangel nicht nur innerhalb der deutschen IT-Branche gesucht werden darf. Die Studienergebnisse machen deutlich, dass sowohl die Integration von Quereinsteigern (45  %) als auch von Fachkräften aus dem Ausland (37  %) als Chance für die Branche gesehen werden. Für die schnelllebige, innovationsgetriebene und globale IT-Branche braucht es interdisziplinäres Wissen und verschiedene Herangehensweisen – bunte Teams werden diesem Anspruch gerecht“, meint Jakob Kobabe, Senior Manager bei Computer Futures, einem Geschäftszweig von SThree.

Hier eine graphische Zusammenfassung der Studie.
Hier eine graphische Zusammenfassung der Studie.
(Bild: SThree)

So merkt jeder Dritte bereits heute, dass aufgrund des Fachkräftemangels die Innovationskraft gehemmt wird. Damit Deutschland nicht den Anschluss im IT-Umfeld verliert, braucht es laut der befragten IT-Experten zukünftig Know-how in Bereichen wie Künstlicher Intelligenz (KI) (77  %), Cloud Solutions (53  %) und Internet of Things (IoT) (41  %). Obwohl diese Technologien als zukunftsträchtig eingeschätzt werden, haben beispielsweise erst 20 Prozent der Befragten an der Entwicklung der KI-Technologie und nur 17 Prozent an der IoT-Technologie gearbeitet.

Wunsch nach flexibler Arbeitszeit

Nicht immer ist am Ende eines 9-bis-17-Uhr-Arbeitstages auch der gewünschte Projektabschnitt fertiggestellt. Anstatt nach der Uhrzeit sollte laut 60 Prozent der befragten IT-Fachkräften die Erledigung der täglichen To-dos den Feierabend einläuten. Ob die Programmierung einer Software, die Gestaltung einer IT-Architektur oder das IT-Beratungsgespräch mit dem Kunden: Für mehr als die Hälfte (55  %) kennzeichnet auch tatsächlich der erfolgreiche Abschluss der eigenen Projekte das Ende des Arbeitstages. Laut Studienergebnissen plädieren 58 Prozent für Vertrauensarbeitszeit, denn dabei zählt für 35 Prozent Leistung mehr als das Absitzen der Arbeitszeit.

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