Nur 24 Prozent der Altgeräte werden recycelt Deutsche Firmen fallen bei der Nachhaltigkeit durch
Angesichts der globalen Umweltproblematik sollte Nachhaltigkeit zu den zentralen Werten jeder Unternehmensstrategie gehören. Entsprechend haben fast alle deutschen Firmen den Umgang mit Altgeräten in ihrer „Corporate Social Responsibility“ festgeschrieben. Zudem gibt es Gesetze. Dennoch ist die Recyclingquote niedrig.
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Nachhaltigkeit wird vom Verbraucher gewünscht und von einigen Unternehmen fast schon inflationär als Wort verwendet. Auch der „Green Deal“ der EU setzt darauf. In der Studie „Poor Sustainability Practices – Enterprises are Overlooking the E-waste Problem“ von Blancco wurde die Nachhaltigkeit von Unternehmen bei Elektroschrott und Cyber-Müll untersucht. Sie zeigt das Versagen deutscher Unternehmen bei den Vorgaben für Nachhaltigkeit: 76 Prozent aller ausgedienten Geräte werden nicht recycelt. Dabei haben 95 Prozent der untersuchten Firmen Richtlinien für Nachhaltigkeit in ihrer „Corporate Social Responsibility“ (CSR) verankert. Hier finden sich oftmals Vorgaben, was mit ausgedienten Elektrogeräten zu tun ist.
Auch 91 Prozent der Firmen in Frankreich, 86 Prozent in Großbritannien und 85 Prozent in Nordamerika haben Nachhaltigkeit in ihrer CSR festgelegt. Doch auch dort werden die 24 Prozent der deutschen Altgeräteaufwertung kaum übertroffen. In Frankreich werden 23 Prozent und in UK 22 Prozent wiederverwendet. In Nordamerika werden 26 Prozent der ausgedienten Geräte aufbereitet.
Fast ein Drittel (29 %) der deutschen Unternehmen zerstört IT-Equipment am Ende von dessen Lebensdauer physisch, weil sie glauben, dass dies besser für die Umwelt sei. Die physische Vernichtung von IT-Equipment in Verbindung mit einem Zerstörungszertifikat und einem vollständigen Prüfpfad ist eine gültige Option zur Datenentsorgung, wenn die Hardware das Ende ihrer Lebensdauer erreicht hat. Das ist problematisch, denn erstens steigt somit der Anteil des Elektroschrotts. Zweitens werden bei unsachgemäßer Entsorgung giftige oder gefährliche Materialien wie Quecksilber und Blei freigesetzt, welche die Umwelt schädigen. Noch dazu werden wertvolle Bestandteile wie Kupferleitungen und andere Metalle dem Kreislauf nicht wieder zugeführt.
Cyber-Müll kostet Strom
Neben dem physikalisch erfassbaren Elektroschrott wächst außerdem der Datenmüllberg. Es gibt heute weltweit mehr als 34 Milliarden IT-Geräte, die täglich 2,5 Billionen Byte Daten erzeugen. Laut Untersuchungen von Hewlett Packard Enterprise werden derzeit nur etwa sechs Prozent aller jemals erstellten Daten verwendet, was bedeutet, dass 94 Prozent der Informationen auf einer riesigen „Cyber-Mülldeponie“ liegen. Unternehmen auf der ganzen Welt verfügen daher über eine fast unüberschaubare Menge redundanter, veralteter oder trivialer Daten (ROT), die sie nicht benötigen und die wertvolle Energieressourcen verbrauchen.
In der Studie wurde deshalb ebenfalls gefragt, warum sich so viele deutsche Organisationen dafür entscheiden, Geräte physisch zu zerstören oder unnötige Daten in aktiven Unternehmensumgebungen zu speichern. Hier sind vor allem zwei Faktoren zu nennen: Zum einen fehlt häufig eine ausreichende Schulung oder die Information zur fachgerechten Entsorgung von Geräten, sodass die physische Vernichtung noch immer als der sinnvollste Weg angesehen wird. Zum anderen mangelt es an Eigenverantwortung und Kommunikation zu diesem Thema in Unternehmen. Der Umgang mit Altgeräten ist bei der Mehrzahl (88 %) der deutschen Organisationen Teil der CSR-Richtlinien. Das Problem besteht aber darin, dass diese Richtlinien nicht ausreichend und unternehmensweit kommuniziert oder ordnungsgemäß umgesetzt werden.
Ein anderes Manko ist das Fehlen gesetzlicher Vorschriften oder, falls vorhanden, der Möglichkeit, die ordnungsgemäße Umsetzung dieser Vorschriften nachvollziehen zu können. Während es etwa in den USA in 22 Bundesstaaten keine landesweiten Gesetze für den Umgang mit Elektroschrott gibt, besteht in Deutschland seit 2015 das „ElektroG“, welches einerseits Gesundheit und Umwelt vor schädlichen Substanzen aus Elektro- und Elektronikgeräten schützen und andererseits die Abfallmengen durch Recycling verringern soll. Es richtet sich jedoch vor allem an die Gerätehersteller und Händler, um eine flächendeckende Sammelstruktur zur Rücknahme von Geräten zu etablieren. Eine Kontrolle, wie Unternehmen und Privatpersonen mit ihrer Alt-Elektronik umgehen, ist schwierig. Auch die Einhaltung der seit 2012 bestehenden EU-Richtlinie über Elektro- und Elektronik-Altgeräte „WEEE“ ist je nach Land unterschiedlich erfolgreich. Während Deutschland die Zielvorgaben in den vergangenen Jahren erfüllen konnte, verfehlte Großbritannien diese in den vergangenen drei Jahren jedes Mal und exportiert nach wie vor große Mengen an Elektroschrott in Entwicklungsländer.
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