Serie: Alternative Cloud-Anbieter (Teil 11) Strato ist seit 25 Jahren die deutsche Alternative
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Alternative Cloud-Provider können Anwendern oft besser weiterhelfen als die US-amerikanischen Hyperscaler. In dieser Reihe stellen wir Beispiele dafür vor. Heute Strato, das bereits seit einem Vierteljahrhundert (!) als Webhoster aufgestellt ist. Die Geschäftsführerin Claudia Frese erläutert ihre Strategie und blickt für uns in die Zukunft.

Gratulation! Der Berliner Webhoster Strato feiert dieses Jahr sein 25-jähriges Bestehen. Höchste Eisenbahn, ihn in unserer Reihe mit Alternativen zu den drei marktbeherrschenden Hyperscalern AWS, Microsoft und Google mit einem Einzelporträt zu ehren.
Der Anspruch an sich selbst lautet bei Strato „einfaches Hosting zum Bestpreis ohne überflüssigen Schnickschnack“. Die Produktpalette umfasst Domain, Mail, Website und Server, Online-Marketing-Tools sowie „Deutschlands größten Cloud-Speicher“ HiDrive. Man verspricht flexible Vertragslaufzeiten, eine 30-Tage-Geld-zurück-Garantie sowie einen ausgezeichneten Kundenservice.
Strato verweist heute auf über vier Millionen Domains und mehr als zwei Millionen Kundenverträge. Damit gehöre man zu den größten Webhosting-Anbietern weltweit. Die Mitarbeiterzahl wird mit rund 500 angegeben. Jeweils ein Rechenzentrum steht in Berlin und in Karlsruhe mit über 100.000 physischen und virtuellen Servern. Seit 2021 arbeite man klimaneutral.
Was Strato heute bietet
Grundsätzlich versteht sich Strato als Webhoster und bietet Domains „ab 1 Euro pro Monat“ an. So viel kostet auch das WordPress-Hosting im ersten Jahr, danach bekommt man es für acht Euro pro Monat. Darin enthalten sind die Einrichtung, fünf Domains sowie fünf SSL-Zertifikate. Der „Homepage-Baukasten“ schlägt die ersten 12 Monate ebenfalls mit jeweils einem Euro zu Buche, danach mit zehn. Auch hier sind fünf Domains sowie fünf SSL-Zertifikate enthalten.
Den Cloud-Speicher HiDrive kann man ein Jahr lang für – Sie erraten es – einen Euro im Monat haben, danach werden 7,50 Euro im Monat fällig. Enthalten sind die Einrichtung, 1 TB Cloud-Speicher sowie ein Protokollpaket.
Strato offeriert darüber hinaus verschiedene Hosting-Pakete, etwa für professionelle Websites, bei denen zumeist die ersten Monate gratis sind, danach ab vier Euro und Monat kosten. Vorgefertigte Web-Shops mit ähnlichen Konditionen richten sich an E-Commerce-Anbieter.
Das Inklusive-SSL-Single-Domain-Zertifikat startet bei 2,50 Euro im Monat (mit 8 GB RAM plus 300 GB SSD oder 4 GBRAM plus 500 GB SSD) und kann natürlich jederzeit skaliert werden. Die Preise für die Nutzung von Windows-2022-Datacenter-Server startet bei acht Euro im Monat. Kostenlos gibt es in jedem Fall die Plesk Web Admin Edition dazu.
Für Firmen bietet Strato zudem Mail-Services mit bis zu 500 GB Speicher an, entweder als hauseigene Strato Mail ab 2,20 Euro im Monat (plus Nebenkosten und 4,50 Euro pro Monat nach einem halben Jahr) oder von Microsoft. Das Mailpaket samt Microsoft Exchange startet bei fünf Euro im Monat.
Wirklich spannend: die Geschichte von Strato
So weit, so gut. Spannend ist aber vor allem die Geschichte von Strato, die gleich für mehrere Thriller reichen würde:
Das Unternehmen verwaltet nach eigenen Angaben aktuell mehr als 100.000 physische und virtuelle Server mit vier Millionen Domains. Das war nicht immer so, im Gegenteil: Bis ins Jahr 2000 wurden alle Kunden von Strato, darunter viele bekannte deutsche Domains, auf einem Server gehostet, einem Sun-Enterprise-6500 mit Massenspeichern von EMC. Wie Wikipedia richtig schreibt, kam es damals zu „aufsehenerregenden Serverausfällen“, die zugegebenermaßen für lange Jahre den Blick des Autors dieser Zeilen auf das Unternehmen geprägt und sein Interesse am weiteren Werdegang deutlich eingeschränkt haben. Dabei wäre dieser, wie gesagt, wirklich spannend gewesen:
Ins Leben gerufen 1997 vom Ex-Escom-Vorstand Marc Alexander Ullrich und dem ehemaligen 1&1-Geschäftsführer Norbert Stangl, offerierte Strato ab Mai 1998 standardisiertes Webhosting. „Vor 25 Jahren waren wir Pioniere darin, Domains und Webhosting für eine breite Kundengruppe weitgehend automatisiert – und damit günstig – anzubieten“, so die aktuelle Geschäftsführerin Claudia Frese.
„Die Karte aus der Zeitschrift trennen, mit dem Kugelschreiber ausfüllen und ab in die Post: In den ’90er-Jahren haben Kundinnen und Kunden auf diese Weise nicht nur beim Versandhaus bestellt, auch für die eigene Domain und die eigene Homepage führte der erste Schritt zum Briefkasten“, so Frese weiter. Damals habe die Domain 4,95 Deutsche Mark im Monat gekostet, heute gebe es bei Strato die .de-Domain per Mausklick ab 0,05 Euro monatlich.
1997 war ja eine für später Geborene unglaubliche Zeit; keine zehn Prozent der Deutschen über 14 Jahren waren online. Der Aufruf einer Site verlangte viel Geduld, Bit um Bit tröpfelte durch die Leitungen. Aber das spielte keine Rolle: Der Enthusiasmus war groß, die Hoffnungen lagen auf der Zukunft, und die Dotcom-Blase begann sich aufzubauen. „Es war die Zeit, in der die Ideen grenzenlos waren, die technischen Möglichkeiten aber noch lange nicht“, beschreibt Frese diese Zeit der Aufbruchsstimmung.
Noch 1998 wurde das Unternehmen verkauft, und zwar an das Berliner Unternehmen Teles. Damals passierte dann auch die Geschichte mit dem Ausfall des einzigen eigenen Servers. Die Lage entspannte und stabilisierte sich erst 2002 mit der Übernahme des Karlsruher Rechenzentrums der insolventen KPNQwest (die Dotcom-Blase war geplatzt). Kurzzeitig wurde dafür eine Rechenzentrumstochter gegründet und später wieder inkorporiert.
2004 veräußerte Teles den Webhoster an Freenet (Kaufpreis 132 Millionen Euro). 2006 – mit dem Start der .eu-Domain – wurde das Unternehmen international und trat in die Märkte Spanien, Frankreich, Großbritannien, Italien und Niederlande ein. 2007 starteten die MobilPages, ein Homepage-Baukasten für mobil optimierte Webseiten.
2009 verkaufte ihn Teles an die Deutsche Telekom (275 Millionen Euro). 2010 wurde zum Geburtsjahr des Online-Speichers HiDrive – nach Angaben von Strato heute „der größte deutsche Cloud-Speicher“ –, 2015 stieg der Provider ins Managed Hosting für Unternehmen, Systemhäuser und Reseller ein. Die Telekom gab Strato 2017 an United Internet weiter (rund 600 Millionen Euro), unter dessen Dach man auch heute noch firmiert.
Was kann noch kommen?
„Unser bisheriger Weg war spannend, und wir haben uns dabei stetig weiterentwickelt. Wir standen und stehen als stabiler und verlässliche Partner allen Kunden zur Seite, die schnell, einfach und kostengünstig online kommen wollen“, so Frese. „In diesem Bereich wollen wir auch weiterhin unseren Beitrag für die Digitalisierung leisten und unsere Lösungen kundennah weiterentwickeln. In einem stetig komplexer werdenden Umfeld mit höchsten Anforderungen an Datensicherheit und Nachhaltigkeit bieten wir Kundinnen und Kunden zudem Sicherheit und Orientierung.“
In puncto Umweltschutz und Nachhaltigkeit habe Strato sogar bereits Branchengeschichte geschrieben. Als einer der ersten Webhoster in Europa stellte das Unternehmen 2008 den kompletten Rechenzentrumsbetrieb auf CO2-neutralen Strom um. „Seit 2021 erheben wir zudem unseren gesamten CO2-Fußabdruck. Alles, was wir als Unternehmen an Emissionen nicht vermeiden können, gleichen wir zunächst durch Kompensationsprojekte aus. Damit sind wir seit vergangenem Jahr auch als Gesamtunternehmen klimaneutral. Diesen Weg wollen wir konsequent weiter beschreiten und unsere bestehenden Emissionen weiter reduzieren“, sagt Frese. Anfang dieses Jahres habe man den Unternehmenssitz zudem von Charlottenburg an den kürzlich fertiggestellten und ebenfalls klimaneutralen Standort Dstrct in Friedrichshain verlegt.
Auch sonst will Strato seine solide Stellung am Markt weiter ausbauen. Dazu gehören laut Frese die stärkere Verzahnung der verschiedenen vorhandenen sowie die Innovation neuer Lösungen. Bislang fänden Kundinnen und Kunden bei Strato vor allem bewährte und auf Nutzerbedürfnisse hin optimierte Lösungen in verschiedenen Anwendungsbereichen vor – wie die Homepage- oder Webshop-Baukästen, Marketing-Tools oder die Domain- und Hosting-Verwaltung, die man je nach Anforderung auch miteinander kombinieren oder auch skalieren kann.
„Künftig werden wir das noch verzahnter denken und es Kundinnen und Kunden damit noch einfacher machen, sich sehr schnell mit dem vollen Spektrum wohl zu fühlen, das sich einem heutzutage anbietet, wenn man online erfolgreich sein möchte. Damit werden wir also noch stärker zum Enabler für Kundinnen und Kunden, die einfach loslegen und ihre Visionen online umsetzen wollen“, so die Strato-Chefin.
Ihre Mission für die kommenden Jahre: Nutzerinnen und Nutzern mit den Produkten und Services in der Onlinewelt zur Selbstverwirklichung und digitalen Unabhängigkeit verhelfen. „Dafür haben wir ein starkes Team, und ich freue mich darauf, was wir gemeinsam in Zukunft in diesem Sinne noch erschaffen werden“, resümiert Claudia Frese.
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