Ein Vergleich verbrauchsbasierter IT- und Storage-Infrastruktur HPE Greenlake versus Dell EMC Flex On Demand
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Verbrauchsbasierte Angebote für On-Premises-Infrastruktur stoßen bei Unternehmen auf reges Interesse. Handfeste IT-Leistung, abgerechnet nach dem Vorbild der Public Cloud, bereitgestellt in Griffweite und elastisch wie eine Sprungfeder: Wenn die besten Anbieter mit im Rennen sind, werden die Käufer hellhörig.

HPE und Dell EMC wollen der „Cloudifizierung“ der Rechenzentren mit hyperskalierbaren Angeboten an flexibler Leistung auf die Sprünge helfen. Zwei unterschiedliche Ansätze, ein Ziel: die Bereitstellung von IT-Infrastrukturen in einem Cloud-ähnlichen Finanzierungsmodell, das sich nach der tatsächlichen Nutzung richtet.
Kosten, die an der Nutzung hängen
Opex-getriebene Finanzierung von IT-Investitionen – vom Leasing mit pauschalen oder wechselnden Zahlungen bis hin zum kurzfristigen Verleih von Hardware – sind in der IT-Branche längst kein Novum mehr. Die Modalitäten verbrauchsbasierter IT (Englisch: consumption-based IT) stehen auf einem anderen Blatt. Hier betreten Anbieter und Nutzer aufregendes Neuland.
Unternehmen müssen ihre Anwendungen und Workloads vor Ort wie auch an der Netzwerkkante kontinuierlich modernisieren und die Aufgabe mit einem hohen Maß an Agilität anpacken. Der Bedarf mag sich der Vorhersehbarkeit entziehen, doch der Budgetrahmen „skaliert“ tendenziell eher im Einklang mit geschäftlichen Anforderungen als mit dem Wunschdenken von Hardware-Anbietern. Das Bedürfnis nach dem Erhalt der eigenen Datenhoheit behalten die IT-Verantwortlichen zudem auch noch stets im Hinterkopf.
Laut einem Bericht von IDC bleiben rund 70 Prozent der Arbeitslasten nach wie vor im Rahmen der unternehmenseigener IT außerhalb der Public Cloud „hängen“. Zu den Ursachen zählen Einflussgrößen wie die hohe Anwendungsverflechtung, die Datengravitation und ein Bedürfnis nach Datensouveränität, aber auch Sicherheits- und Compliance-Bedenken sowie die unvorhersehbaren hohen Kosten der Public Cloud.
Laut einer Analyse von 451 Research zahlen Cloud-Nutzer das 2,5-Fache der Kosten für die Aufbewahrung der Daten in der Public Cloud an Gebühren für Ingres und Egress mit der Cloud. Dieses Marktpotenzial wollen unter anderem die beiden Rivale Hewlett Packard Enterprise und Dell EMC anzapfen, gehen dies jedoch auf unterschiedliche Weise an.
Eintauchen leicht gemacht
Bereits im Jahre 2019 hatte sich HPE ganz offiziell und höchst öffentlich dem Ziel verschrieben, bis 2022 sein gesamtes Produktportfolio im as-a-Service-Modell bereitzustellen. „Greenlake Cloud Services“ stehen im Zentrum dieser Strategie.
Mit Greenlake will HPE seinen Kunden das volle Rundumglücklich-Cloud-Erlebnis bieten: Self-Service, Pay-per-Use, mit Fähigkeiten zum Skalieren, Schalten und (Ver)walten von Apps und Daten nach allen Regeln der Kunst an beliebigen Kundenstandorten, ob Edge, Colocation oder im eigenen Rechenzentrum. Zu gut, um wahr zu sein?
Die aktuelle Generation von HPE-Greenlake-Diensten umfasst unter anderem die Verwaltung von Containern, VMs, Storage, Compute, Vernetzung und Datenschutz. Dazu zählen neuerdings auch neue konvergierte Datenmanagement- und Dateispeicherserviceangebote in einem nahtlosen Pay-per-Use-Modell mit Lösungen der HPE-Partner Cohesity und Qumulo.
Das Leistungsspektrum ist über einen Self-Service-Point-and-Click-Katalog in einer Schaltzentrale namens HPE Greenlake Central verfügbar, ein integrales Element und das besondere Highlight der Multi-Cloud-Platform von HPE.
HPE Greenlake Central, die Schaltzentrale der Multi-Cloud
HPEs Portal Greenlake Central bringt die Private und Public Cloud von Microsoft Azure, Amazon Web Services und Google Cloud Platform unter einen Hut. Kunden können sich über jeden Cloud-Service informieren, einen direkten Vergleich der verschiedenen Angebote anstellen, den Preis ermitteln, Compute-Instanzen oder ganze Cluster mit wenigen Klicks hochfahren und so ihre Multi-Cloud-Umgebung von einem Ort heraus ansteuern.
Greenlake Central gewährt den Nutzern kostensparende Einblicke in ihren Verbrauch der Cloud-Dienste. Es kann zum Beispiel ungenutzte Reservekapazitäten ausfindig machen und überdimensionierte Provisionierung in AWS, Azure oder GCP aufspüren. „Wir bewältigen das sogar in Echtzeit, und wir können nach diesen Möglichkeiten für Kosteneinsparungen kontinuierlich suchen“, freut sich Erik Vogel, Global Vice President Customer Experience for HPE Greenlake bei HPE. „Das ist sehr schwierig“, kommentiert er weiter.
Dank HPEs Greenlake Center, einem an sich kostenfreien Service, können sich die Verantwortlichen in Unternehmen aus ihren byzantinischen Rechnungen von Amazon, Microsoft und Google leichter einen Reim machen. Ganz selbstlos ist das natürlich nicht. Denn die gut informierten Nutzer können bei Interesse eine Testversion von HPEs Infrastrukturlösungen anfordern und, wenn sie erst einmal auf den Geschmack gekommen sind, auch gerne behalten. Da kommt nämlich HPEs innovative Preisstrategie zum Tragen.
Die Preise
Die Grundidee besteht darin, die Kosten an die Geschäftsentwicklung der Nutzer anzupassen. Hat das betreffende Unternehmen ein gesundes Wachstum vorzuweisen, steigen seine IT-Kosten, weil es mehr Infrastruktur zur Unterstützung der eigenen Workloads benötigt und, da das Geld locker sitzt, leicht finanzieren kann.
Ist das Geschäft dagegen rückläufig, sinken die Kosten im Laufe der Nutzung. Das ist das Wirtschaftsmodell der Public Cloud, den sich HPE in Greenlake zu eigen macht.
„Wir messen die tatsächliche Nutzung, und die monatliche Abrechnung basiert auf dem tatsächlichen Verbrauch“, kommentiert Don Randall, Verantwortlicher für weltweites Greenlake-Marketing bei HPE. Ähnlich wie in der Public Cloud üblich setze sich die monatliche Nutzungsgebühr für On-Premises-Hardware bei HPE Greenlake aus einem Entgelt für fest reservierte Kapazität und einem elastisch bemessenen Anteil der On-Demand-Provisionierung zusammen.
Wer mehr reservierte, könne so mehr sparen. „Da wir den tatsächlichen Verbrauch messen und darauf basierend planen, und auch immer zusätzliche Kapazitäten bereithalten, fallen die Kunden nicht mehr [Hals über Kopf] über die überschüssige Ausrüstung her, die sie [sonst] immer meinen, zu benötigen“, beobachtet Randall.
Basierend auf vorintegrierten Bausteinen, sind HPEs Greenlake-Cloud-Services in kleinen, mittleren und voll bestückten Konfigurationen verfügbar. Der Zielmarkt umfasst Großkonzerne und Mittelstandskunden aus allen Branchen.
Verbrauchsgerechtes HPC: ein Turbo-Booster für die Inbetriebnahme
Seit Mitte Dezember bietet HPE erstmals auch HPC-Systeme (High Performance Computing) über Greenlake an. Vorerst beschränkt sich die Auswahl auf die „Apollo“-Reihe; in „naher Zukunft“ sollen auch andere HPC-Architekturen aus dem üppigen HPC-Produktportfolio von HPE, einschließlich des Flaggschiffs Cray, bei HPE-Kunden im Greenlake-Finanzierungsmodell hochfahren.
HPEs neues Finanzierungsmodell hat die Einstiegshürde für die erstmalige Adoption von HPC in Unternehmen – und damit vermutlich die Berührungsängste bei der Beschaffung – wesentlich reduziert. Greenlake soll die Inbetriebnahme von HPC-Systemen um bis zu 75 Prozent beschleunigen und eine Kostenreduktion von etwa 40 Prozent gegenüber einer konventionellen Bereitstellung ermöglichen. Mit diesem gewagten Schritt hat HPE nicht nur seine Zielgruppe erweitert, sondern auch das Umsatzpotenzial steigern können.
Hand in Hand
HPE holt mit Greenlake auch Partnerunternehmen mit ins Boot. SAP vertreibt zum Beispiel eine gemanagte Edition von „SAP HANA Enterprise Cloud“ über HPE Greenlake.
SAP-Nutzer kommen damit in den Genuss eines konsistenten automatisierten Cloud-Erlebnisses in einem flexiblen abonnementbasierten As-a-Service-Modell direkt am eigenen Standort. Diese so genannte „Customer Edition“ adressiert das stark ausgeprägte Bedürfnis der Cloud-Skeptiker nach mehr Kontrolle über die eigenen Workloads und Daten. Der Ansatz „besser Vorsicht als Nachsicht“ braucht sich offenbar mit Agilität nicht auszuschließen.
Auch für Systemintegratoren und andere Vertriebspartner gibt es im Greenlake-Ökosystem reichlich Betätigung. Die HPE-Services bieten Dritten standardisierte Möglichkeiten zur Bereitstellung von Cloud-Services wie virtuellen Maschinen oder Containern, basierend auf vorintegrierten Bausteinen, vorkonfigurierten, ausgetesteten Referenzarchitekturen.
Das Ganze trumpft mit einer Preisstruktur auf, welche den Verkaufszyklus verkürzt und die Bereitstellung von Cloud-Diensten beschleunigt. Von der Bestellung bis zur Ausführung vergehen gerade einmal 14 Tage.
Zuspruch zu Greenlake
Channel-Partner müssen am HPE-Greenlake-for-Partners-Programm teilnehmen, um HPE Greenlake verkaufen zu können. „Die Anpassung der Cashflows an das laufende Geschäft wirkt Wunder für ROI und Cashflow-Prognosen“, freut sich Randall, „ganz zu schweigen von den anderen Vorteilen wie einer kürzeren Markteinführungszeit und einem einfacheren IT-Betrieb.“ Der große Zuspruch, den HPEs Greenlake bei den Nutzern genieße, sei ein Beweis dafür.
Im vierten Quartal 2020 konnte HPE ein jährliches Umsatzwachstum mit Greenlake in Höhe von 20 Prozent vermelden. Bis 2023 soll sich das Wachstum des Geschäftes mit Greenlake und anderen As-a-Service-Angeboten auf eine CAGR-Rate von 35 Prozent beschleunigen. Zum Vergleich: Das Gesamtwachstum bei HPE stottert bei gerade einmal ein bis drei Prozent.
Ein starker Zuwachs der Nachfrage nach NaaS (Network-as-a-Service) zähle zu den Wachstumstreibern, so Antonio Neri, President and Chief Executive Officer von HPE, in einer Präsentation für Investoren und Analysten im Herbst 2020. Für seine Storage-Dienste konnte HPE Nokia als einen Vorzeigekunden von Greenlake gewinnen.
Flex on Demand und Data Center Utility von Dell EMC
Dell EMC bietet im Rahmen eines Programms namens „DTOD“ (kurz für „Dell Technologies On Demand“ ) zwei wesentliche alternative nutzungsbasierte Verbrauchsmodelle: „Flex On Demand“ und „Data Center Utility“.
Das nutzungsabhängige Verbrauchsmodell Flex On Demand deckt Technik des gesamten Infrastrukturportfolios von Dell Technologies ab. Dazu zählen Server, Speicher, konvergente/hyperkonvergente Infrastrukturen und Dienste rund um den Schutz von Daten. Bei Flex On Demand unterteilt sich die vereinbarte Menge an Gesamtkapazität in eine Baseline- und eine Pufferkapazität.
Verwirrenderweise bietet das Verbrauchsmodell Data Center Utility den höchsten Grad an Flexibilität und Anpassungsmöglichkeiten im Rahmen von DTOD. Kunden können die Leistung in Abhängigkeit von den aktuellen Geschäftsanforderungen nach oben oder unten skalieren und bekommen die benötigte Kapazität bedarfsgerecht bereitgestellt.
Dell EMC optimiert und automatisiert hierzu die Beschaffung, Abrechnung und Berichterstellung. Dem Unternehmen steht zudem ein Delivery-Manager ähnlich wie bei „Truscale Infrastructure Services“ als zentraler Ansprechpartner zur Verfügung. Die meisten Unternehmen verbrauchen ihre Managed-Services im Rahmen einer As-a-Service-Gesamtlösung.
Der Unterschied zwischen Flex On Demand und Data Center Utility liegt in der Art der Messungen, welche der nutzungsbedingten Abrechnung zu Grunde liegen. Bei Flex on Demand richten sich die Kosten nach den tatsächlich verbrauchten physischen Ressourcen.
So erfolgt hier die Messung beispielsweise auf der Ebene eines physischen Servers, zum Beispiel CPU-Auslastung, oder Speichergeräts, typischerweise die physische Kapazität. Bei Data Center Utility Services richten sich die Kosten nach dem Verbrauch logischer Ressourcen wie beispielsweise der Anzahl ausgeführter VMs, und so findet hier das Metering virtualisierter Betriebsmittel statt.
*Die Autoren: Das Autorenduo Anna Kobylinska und Filipe Pereia Martins arbeitet für McKinley Denali Inc. (USA).
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