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Digitale Transformation verstärkt Fachkräftemangel IT-Fachkräfte: schwer zu finden, schwer zu halten

Von Bernhard Lück |

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Eine Umfrage von Equinix zeigt: Weltweit haben IT-Führungskräfte große Schwierigkeiten, qualifiziertes Personal einzustellen und an die Firma zu binden – Deutschland ist davon nicht ausgenommen. Equinix begegnet dieser Herausforderung mit alternativen Rekrutierungsmaßnahmen.

Derzeit ist es besonders schwer, Bewerber mit begehrten IT-, Cloud-Computing- und KI-Kenntnissen zu finden.
Derzeit ist es besonders schwer, Bewerber mit begehrten IT-, Cloud-Computing- und KI-Kenntnissen zu finden.
(Bild: © – Robert Kneschke – stock.adobe.com)

Laut Equinix 2022 Global Tech Trends Survey betrachten 54 Prozent der IT-Entscheider in Deutschland (weltweit 62 %) den Mangel an IT-Fachkräften als eine zentrale Gefahr für ihr Unternehmen. Equinix versucht deshalb, durch alternative Rekrutierungsmaßnahmen eine möglichst große Vielfalt an Bewerbern anzusprechen.

Die 2.900 Befragten – darunter 100 Entscheidungsträger aus Deutschland – gaben an, dass Unternehmen aufgrund der immer schneller fortschreitenden Veränderungen im Technologiebereich Schwierigkeiten haben, entsprechend qualifizierte Mitarbeitende zu finden, um aktuelle und zukünftige Herausforderungen zu bewältigen.

Die häufigsten Probleme in Deutschland, die jeweils von mehr als 40 Prozent der Befragten genannt wurden, waren Bewerbungen auf Stellen trotz falscher Qualifikationen (47 %) sowie die Schwierigkeit, gute Talente an das Unternehmen zu binden (43 %). In deutschen Unternehmen sind IT-Techniker (32 %), Sicherheitsadministratoren (23 %) und Cloud-Computing-Spezialisten (22 %) die derzeit gefragtesten Fachkräfte.

Weitere Qualifikationsdefizite bestehen in den Bereichen Sicherheitsarchitektur (21 %), Sicherheitstechnik (21 %) sowie in der Affinität für neue Technologien wie Augmented und Virtual Reality (20 %) und KI/maschinelles Lernen (19 %). IT-Führungskräfte auf der ganzen Welt gehen davon aus, dass die Engpässe bei den technischen Fähigkeiten auch in Zukunft in einer ähnlichen Größenordnung bestehen werden. Besonders die Nachfrage nach KI und maschinellem Lernen werde stetig zunehmen.

Keri Gilder, CEO von Colt Technology Services: „In der Technologiebranche ist es ein echtes Problem, passende Fachkräfte zu finden, insbesondere im Softwarebereich. Derzeit suchen wegen der ‚Softwarisierung‘ von Dienstleistungen alle Branchen nach Personal mit sehr ähnlichen Kompetenzen. Erschwert wird die Suche u. a. durch das mangelnde Bewusstsein junger Menschen für die Möglichkeiten, die der Technologiesektor bietet. Trotz vieler Projekte in Bereichen wie Seekabel-, Satelliten- und Glasfasertechnologie werden die entsprechenden Anbieter in vielen Anwendungsfällen gar nicht genannt – auch nicht in Universitätsvorlesungen. Wir müssen gemeinsam über den personellen Nachwuchs nachdenken und als Branche daran arbeiten, ein breiteres Spektrum an Jobsuchenden ins Boot zu holen.“

Branchenübergreifende Personalsuche

Als Reaktion auf den Fachkräftemangel bemühen sich viele Unternehmen intensiv um die Umschulung von Fachkräften aus anderen Bereichen. So gaben 49 Prozent der Befragten in Deutschland (weltweit 62 %) an, Arbeitskräfte aus ähnlichen Branchen weiterzubilden, während 30 Prozent (weltweit 34 %) bemüht sind, ihre Belegschaft um Mitarbeitende aus branchenfremden Bereichen zu ergänzen.

Aufgrund der jüngsten Entlassungen und Arbeitsniederlegungen auf dem Arbeitsmarkt, die Menschen dazu veranlassen, nach alternativen Karrieremöglichkeiten Ausschau zu halten und sich neue Fähigkeiten anzueignen, können sich insbesondere aus- und weiterbildungsorientierte Technologieunternehmen Hoffnung machen, offene Stellen mit frischem Personal zu besetzen.

Die häufigsten Quellen für Berufsumsteiger sind in Deutschland der Einzel- und Großhandel (29 %), die Fertigungsindustrie (27 %) sowie Verwaltung und Unternehmensdienstleistungen (24 %). Nicht selten sind es solche umgeschulten Arbeitskräfte, die Engpässe in bestimmten Bereichen überbrücken, indem sie als Sicherheitsadministratoren (44 %), als IT-Techniker (41 %) oder als Cloud-Computing-Spezialisten (27 %) in Unternehmen ausgebildet und tätig werden.

Unter dem Stichwort Career Pathways bietet Equinix Programme zur beruflichen Umschulung an. Sie zielen darauf ab, unterschiedlichste Jobsuchende entsprechend zu qualifizieren. So verfolgt beispielsweise die Partnerschaft mit Athlete Career Transition (ACT) in den USA das Ziel, Menschen mit kompatiblen Fähigkeiten – darunter pensionierte Soldaten und Olympioniken beziehungsweise Paralympioniken – eine neue berufliche Perspektive zu eröffnen.

Über das Programm, so Equinix, werden 44 Prozent der weltweiten Einstellungen im Rechenzentrumsbetrieb besetzt. Dabei werden Arbeitskräfte aus angrenzenden Branchen wie Fertigung, Design und Konstruktion, Automobil, Energie und Gastgewerbe gezielt für die Arbeit im Rechenzentrum umgeschult. Im Rahmen des Programms seien im Jahr 2022 weltweit 330 neue Mitarbeitende eingestellt worden, davon insgesamt 68 in Deutschland.

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In Deutschland arbeitet Equinix zudem mit dem DIB – Deutscher Ingenieurinnenbund e.V. zusammen, um Frauen für die Branche zu begeistern. Zu den weiteren globalen Initiativen gehören „New To Career“, das auf neue Hochschulabsolventen ausgerichtet ist, sowie Talentprogramme für Geflüchtete. Insgesamt sollen diese Initiativen dazu führen, dass das Unternehmen bis Ende 2022 mehr als 750 neue Mitarbeitende einstellt.

Neben solchen Maßnahmen sind Unternehmen außerdem bemüht, über Hochschul- und Ausbildungsprogramme neue Mitarbeitende zu gewinnen. IT-Führungskräfte in Deutschland gaben an, dass ihre Unternehmen vor allem Partnerschaften mit Hochschuleinrichtungen eingehen, indem sie sich an Ausbildungsprogrammen beteiligen und an Karrieremessen an Hochschulen teilnehmen (jeweils 36 %), Stipendien für Studenten anbieten, die nach ihrem Abschluss in das Unternehmen eintreten (34 %), und gemeinsame Ausbildungsprogramme mit Hochschuleinrichtungen durchführen (29 %).

Talentakquise bei Equinix

2019 startete Equinix sein Ausbildungsprogramm zur Förderung junger Talente in der Rechenzentrumsbranche. Von anfänglich sechs ist die Anzahl der Auszubildenden in verschiedenen IT-Programmen auf mittlerweile 35 angestiegen. Für 2023 sind weitere Stellen geplant – die Anzahl der Auszubildenden werde dann fast zehn Prozent der Gesamtbelegschaft in Deutschland entsprechen. Im Rahmen des Programms unterhält Equinix Kontakte zu Schulen, nimmt an Jobmessen teil, arbeitet mit Sekundarschulen zusammen und bietet zweiwöchige Praktika an, um das Bewusstsein der jungen Generationen für die Branche zu schärfen.

Ein internationales Beispiel für eine solche Zusammenarbeit ist der CLAP-TECH Pathway, finanziert durch den Hong Kong Jockey Club Charities Trust. Im Rahmen dieser Initiative vermitteln mehrere Technologieunternehmen, darunter Equinix, gemeinsam mit der Hong Kong Baptist University und weiterführenden Schulen in Hongkong Schülern die passenden Fähigkeiten für eine Karriere in der Technologiebranche. Equinix hat außerdem 160.000 US-Dollar für Stipendien an der National University of Singapore (NUS) und der Singapore Management University (SMU) bereitgestellt. Das Geld fließt in Programme, die auf Nachhaltigkeit ausgerichtet sind und das Lernen über die traditionellen akademischen Disziplinen hinaus erweitern.

Equinix erwägt zudem, Partnerschaften mit Volkshochschulen und Berufsbildungseinrichtungen einzugehen. Im vergangenen Jahr wurde in Zusammenarbeit mit dem Northern Virginia Community College und der NOVA Foundation das Equinix-Stipendienprogramm für digitale Infrastrukturen ins Leben gerufen, das Bewerber im Bereich der Ingenieurtechnik das nötige Rüstzeug für den Einstieg in die Rechenzentrumsbranche vermittelt.

Um diese Maßnahmen zu unterstützen, hat Equinix die Equinix Foundation gegründet. Die Stiftung verfolgt gemeinsam mit Organisationen das Ziel, die digitale Integration voranzutreiben – von besserem Zugang zu Technologie und Konnektivität bis hin zur Entwicklung der Fähigkeiten, die für eine Karriere im Technologiesektor erforderlich sind. Hierzu sollen gemeinnützige Organisationen unterstützt werden, die Menschen jeden Alters und jeder Herkunft darauf vorbereiten, in der digitalen Welt der Gegenwart erfolgreich zu sein.

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