Definition Was ist ein Memristor?
Anders als Flash-Speicher oder Phase-Change-Memory sind Memristoren ein Gesamtkunstwerk, das seine Vollendung in „The Machine“ finden soll. Das nach Kapazität, Widerstand und Induktor sogenannte „vierte passive Bauelement“ kann nämlich nicht nur speichern, sondern soll nach dem Willen seiner Schöpfer auch rechnen können, ganz wenig Strom und Platz verbrauchen und blitzschnell wie ein dynamisches RAM sein. Doch der Entwicklungspfad soll erst 2020 zum Abschluss kommen – vielleicht.
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„Der Memristor, variabler Widerstand und nichtflüchtiger Speicher zugleich, bietet mehr Möglichkeiten als bisher angenommen wurde. Das vierte Basiselement nach Widerstand, Kondensator und Induktor kann nicht nur zur Speicherung eingesetzt werden, sondern jüngsten Forschungsergebnissen zufolge auch als Logikbaustein fungieren. Damit werden Rechner vorstellbar, die die klassische Von-Neumann-Architektur erweitern. [...] Williams und sein Team berichten in der jüngsten Ausgabe von Nature, dass sich das Bauelement auch als Logikbaustein einsetzen lässt. Daher sei es möglich, so die Wissenschaftler, dass künftig auf Chips, auf denen Daten gespeichert sind, zugleich auch Berechnungen durchgeführt werden, sodass der Einsatz einer speziellen CPU nicht mehr erforderlich ist“, schrieben wir bei Storage-Insider schon im Jahr 2010.
Für die Zukunft in der IT ist morgen schon zu spät
Im August 2015 lehnte man sich bei HPE weit aus dem Fenster und wirft zahlreiche menschliche und finanzielle Ressourcen auf die weitere Entwicklung des Memristors als Teil von HPEs großem Zukunftsprojekt „The Machine“. „The Machine vereint mittels Memristor-Technologie RAM und Massenspeicher [Storage Class Memory] zu einem einheitlichen Speicherbereich und macht damit Petabytes von Speicher innerhalb weniger Nanosekunden zugänglich – 20 bis 50 Mal schneller als mit herkömmlichen Rechnern“, schrieb unser Autor Jakob Jung damals.
Im Prinzip kehrt sich bei The Machine die Rechenrichtung um und wird nicht vom Prozessor initiiert, sondern aus dem Speicher. „Memory-Driven Computing“ nennt HPE das. Und nicht nur das ändert sich bei der neuartigen Rechenmaschine. Für die Datenübertragung kommen in The Machine keine elektrischen Impulse, sondern das deutlich schnellere Licht zum Einsatz. Damit erfolge das Rechnen auf Elektronenebene, die Kommunikation mittels Licht, das Speichern mittels Ionen, warb 2015 der The-Machine-Botschafter Andreas Hausmann bei HP EMEA für die Zukunftstechnik.
Die Historie des Memristors stellt sich aus der aktuellen Perspektive als eine lange Reihe von Visionen dar, auf den letzten Erfolg müssen die Entwickler, Hersteller HPE und nicht zuletzt die Kunden indes weiter warten.
2017 lautet die Roadmap immer noch so:
- Das erste Release von The Machine ist für 2018 geplant,
- zusammen mit ersten Edge Devices für das Internet der Dinge,
- und im Jahr 2020 sollen dann in der dritten Ausbaustufe komplette Distributed-Mesh-Umgebungen mit The Machine allgemein verfügbar sein.
Doch die Chancen für HP, ein wettbewerbsfähiges Produkt zu Flash und 3D Xpoint in den Markt zu hieven, stehen schlecht. Zudem hat das HPE LAB seine Unabhängigkeit verloren, wie die Kollegen von The Register schreiben, und sind Teil von Antonio Neris Enterprise Group geworden. Meg Whitmann tritt schon seit einiger Zeit kräftig auf die Kostenbremse, und da passt der Memristor wohl nicht mehr zu ihren früheren Plänen.
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