Marktstudie von Avanade zur Cloud-Durchdringung Hybrid Cloud könnte sich als Standard für IT-Betriebsmodelle durchsetzen

Von Michael Matzer

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Eine große Mehrheit von Unternehmen geht davon aus, dass in drei Jahren die Hälfte ihrer Anwendungen in der Cloud läuft. Die Kunden wollen Geschwindigkeit, Kostenvorteile und Flexibilität einer Public Cloud mit der eigenen virtualisierten IT-Landschaft, sprich Private Cloud, verknüpfen, um so kostengünstiger und agiler im Markt tätig sein zu können.

Die Zeit ist reif und viele sind auch endlich bereit dazu: Hybrid Clouds setzen sich in Unternehmen immer mehr durch.
Die Zeit ist reif und viele sind auch endlich bereit dazu: Hybrid Clouds setzen sich in Unternehmen immer mehr durch.
(Bild: ra2studio, Fotolia)

Das zeigt eine Marktstudie im Auftrag des IT-Consulters Avanade. „Eine Hybrid Cloud erlaubt es Unternehmen, das komplette Spektrum an Cloud-Lösungen zu nutzen“, erläutert Robert Gögele, Avanades General Manager für die DACH-Region. Das Marktforschungsinstitut Wakefield Research befragte im Oktober 2014 im Auftrag von Avanade rund tausend Vorstände, IT-Leiter und Fachbereichsleiter.

Die befragten Unternehmen gehen davon aus, dass in den nächsten drei Jahren mehr als die Hälfte ihrer Anwendungen und Dienste in der Hybrid Cloud eingesetzt werden. Das heißt: Sie beziehen Public-Cloud-Dienste, um ihre eigenen Lösungen zu ergänzen, wenn nicht sogar zu ersetzen.

Diese Dienste können sie unter anderem von Amazon Web Services, Rackspace, Google, Microsoft Azure oder von VMware beziehen. „In der Praxis selektieren meist die IT Abteilungen gemeinsam mit den Fachbereichen die verschiedenen Lösungen beziehungsweise Daten und entscheiden je nach Anwendung, welche in eine Public Cloud gehen und welche in der privaten Infrastruktur bleiben“, erläutert Avanade-Manager Gögele.

Bislang hat aber erst die Hälfte der befragten Unternehmen überhaupt eine Hybrid-Cloud-Strategie und nur eine Minderheit von acht Prozent versteht, wie das Potenzial einer Hybrid Cloud ausgeschöpft werden könnte. Hier ist offenbar noch viel Aufklärungsarbeit zu leisten. Statt Cloud-Strukturen zu nutzen, führen 91 Prozent der Befragten einfach bestehende On-Premise-Anwendungen über eine Cloud-Infrastruktur aus, quasi als Hosted oder Managed Service. Dieser Wert liege signifikant höher als im weltweiten Vergleich, wo er 71 Prozent betrage, so Gögele.

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Zum Autor: Oliver Schonschek, Dipl.-Phys., ist IT-Fachjournalist und IT-Analyst. Sein Fokus liegt auf IT-Sicherheit und Datenschutz in allen Bereichen der IT wie Cloud Computing, Mobile Enterprise, Big Data und Social Enterprise.

Prioritäten und Herausforderungen

Die Gewährleistung der IT-Sicherheit ist aktuell die mit Abstand wichtigste Anforderung an die IT-Abteilungen. Dies bestätigt eine deutsche Hybrid-Cloud-Marktstudie der Marktforscher von IDC.

Bei der Wahl externer Cloud-Services (Hosted oder Public) im Rahmen des Aufbaus von hybriden Cloud-Umgebungen legen demnach die IT-Verantwortlichen besonderen Wert darauf, dass die Anbieter ihre Rechenzentren in Deutschland betreiben, Verträge nach deutschem Recht abgeschlossen und Daten bei der Übertragung verschlüsselt werden. Auch fordern die IT-Entscheider Zertifikate, anhand derer die Einhaltung der Datenschutzgesetze nachgewiesen wird.

Integration des Cloud-Modells

Im Hinblick auf unternehmensinterne Herausforderungen gaben die befragten IT-Entscheider die Komplexität der hybriden IT-Umgebung und die Integration der eigenen IT-Umgebung mit den Cloud-Modellen als große Herausforderungen an. Sie müssen vieles anpassen, nicht zuletzt ihre Geschäftsprozesse und ihre IT. Bislang verlagern die Unternehmen – wie bereits oben beschrieben – lediglich Anwendungen in die Hybrid Cloud, ohne jedoch eigene Lösungen dafür zu schreiben.

Noch wichtiger aber ist für die Befragten die vollständige Kontrolle über die gesamte hybride IT-Umgebung. Damit sind IT-Verfügbarkeit, Nutzerzugriff und die Überwachung der Dienstgütevereinbarungen (SLA) gemeint. „Entscheidend ist ein End-to-End-Management der hybriden Cloud-Umgebung“, sagt IDC-Analyst Matthias Kraus. „Erst dann kann die IT-Abteilung ihren Nutzern aus den Fachbereichen IT-Leistungen in Form eines Service anbieten.“

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Bedeutung von Software-Defined Datacenter wächst

Aufbau und Management hybrider IT-Umgebungen sind deshalb nach Meinung von Kraus in einem breiteren Gesamtkontext zu betrachten. „In diesem Zusammenhang taucht der Begriff des Software-Defined Datacenter (SDDC) immer häufiger im Markt auf – dabei bündeln und automatisieren gekoppelte Software-Komponenten das Rechenzentrums-Provisioning und skalieren virtuelle und physische Ressourcen.“ So werde die Brücke zwischen der eigenen IT-Infrastruktur und externen Cloud-Services geschlagen.

Die Bedeutung von SDDC sieht der IDC-Analyst in den kommenden Jahren steigen: „Elf Prozent der IT-Entscheider gehen davon aus, dass das SDDC-Konzept bereits in ein bis zwei Jahren bedeutend ist. 35 Prozent erwarten, dass der SDDC-Ansatz eher mittelfristig (3-5 Jahre) ein wesentlicher Ansatz zum Management gemischter IT-Landschaften wird.“ Der Ansatz des SDDC befinde sich zwar noch in den Kinderschuhen, lediglich 13 Prozent der befragten Organisationen haben mit der Umsetzung eines SDDC begonnen. Allerdings gab rund ein Viertel an, SDDC in den kommenden 12 bis 24 Monaten zu implementieren.

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VMware vSphere als einheitliche Plattform

Vor diesem Hintergrund ist die Anfang Februar erfolgte Ankündigung des Marktführers VMware bedeutsam, mit vSphere 6 eine vereinheitlichte Plattform für Private, Hybrid und Public Clouds anbieten zu wollen. Damit soll eine Brücke zwischen der hauseigenen IT-Infrastruktur und externen Cloud-Services geschlagen werden.

VMware verficht dafür das Konzept des erwähnten Software-Defined Datacenters (SDDC). „Die neue VMware-Version vSphere 6“, berichtet Erwin Breneis von VMware Deutschland, „ist die Plattform, um die Grundlage für das virtualisierte Netzwerk zwischen den VMware-basierten Clouds abzubilden, so dass hunderte von virtuellen Netzen über eine einzige WAN-Verbindung betrieben werden können.“

VMware Integrated OpenStack soll Entwicklern helfen, die Komponenten des quelloffenen Technologiestapels in ihre Lösungen zu integrieren. Die Netzwerkbasis für vCloud Air liefert VMware NSX, eine Netzwerk-Virtualisierungsplattform, die das gesamte Netzwerk- und Sicherheitsmodell von Layer 2 bis Layer 7 als Software liefert. Der Hybrid-Cloud-Kunde bezieht von VMware und Partnern wie Google (s.u.) Public-Cloud-Services, von denen es mittlerweile mehrere tausend gibt. Das entsprechende Rechenzentrum für diese VMware vCloud Air steht bereits von London, also innerhalb des Rechtsraums der EU.

Im Januar vereinbarten VMware und Google, dass die Google Cloud Plattform fest in vCloud Air integriert wird. Dadurch sollen Unternehmenskunden einen verbesserten Zugang zu den Cloud-Services auf der VMware Hybrid Cloud Plattform bekommen. Weitere Allianzen waren jüngst zu beobachten, so etwa die Partnerschaft zwischen dem oben erwähnten IT-Berater Avanade und Microsoft Azure.

Zwei Erfolgsfaktoren

Abhängig von der Reife der IT-Prozesse sind bei der Umsetzung einer Hybrid Cloud verschiedene Schwerpunkte zu setzen, empfiehlt Marco Schmid, Country Manager für die DACH-Region beim Dienstleister Rackspace. Ihm zufolge zeigen sich derzeit in fast jedem Projekt zwei große Einflussfaktoren.

Zum einen der Faktor Expertise: „Die Umsetzung einer Hybrid Cloud verlangt ein sehr breites IT-Fachwissen. Von Rechenzentrumsbetrieb, Computing- und Storage-Infrastruktur, Virtualisierung, Orchestrierung, Integration, Automatisierung bis zur Adaptierung von sogenannten DevOps-Modellen ist so ziemlich alles im Spektrum. Die eigenen Mitarbeiter fit zu machen oder das entsprechende Fachwissen durch einen Service zu beziehen, ist daher entscheidend für den Erfolg der Projekte.“

Zum anderen das Workload-Matching. Hierzu erklärt Schmid: „Das Angebot an Basistechnologien ist heute sehr breit und lässt sich als Service beziehen. Wichtig ist es, die richtigen Technologien für die eigenen Arbeitsgänge sowie Anforderungen zu finden und sich nicht in ein Modell zwängen zu lassen. Der Auftrag bestimmt die Wahl der Cloud und nicht umgekehrt.“

Rackspace biete seinen Kunden neben dem breiten Portfolio vor allem den Service und den Betrieb der Umgebungen an, was vor allem den Betrieb der Lösung durch Fachexperten bedeutet. Das beginne bereits bei der Beratung, wie man in die Cloud kommt, sie optimal für seine Anforderungen nutzt und wie die Implementierung erfolgt.

Noch betreibt laut IDC mit knapp 15 Prozent nur ein kleiner Teil deutscher Unternehmen eine Hybrid Cloud. Die IDC-Studienergebnisse zeigen allerdings, dass sich dies in den nächsten 24 Monaten entscheidend ändern wird: Bis 2016 wollen mehr als 50 Prozent der Befragten ihre Planungen in die Tat umsetzen.

Bis dahin müsse allerdings viel Aufklärungs- und Beratungsarbeit geleistet werden. Matthias Kraus von IDC empfiehlt daher, dass Anbieter in diesem Umfeld die Business-Szenarien ihrer Produkte in den Vordergrund stellen und alle rechtlichen Aspekte klären sollten, um Anwenderunternehmen die jeweilig passende Sourcing-Kombination anzubieten.

Auf Rackspace sieht Marco Schmid aber schon jetzt viel Arbeit zukommen: „Wir erwarten, dass sich das starke Wachstum in diesem Jahr fortsetzt und noch beschleunigt. Hybrid Clouds spielen dabei eine zentrale Rolle, da viele mittlere und große Unternehmen das vergangene Jahr für Pilotprojekte und ‚Proof of Concepts’ in diesem Bereich genutzt haben. Diese Projekte kommen nun in die produktive Umsetzung.“

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