Kubernetes-Backup Veeam integriert Container-Backup-Technologie
Am 6. Oktober wurde bekannt, dass Veeam Kasten kauft, ein Start-up, das eine applikationszentrierte Sicherungs- und Disaster-Recovery-Lösung für Container unter Kubernetes 10 entwickelt hat. Mit Veeam-CTO Danny Allan sprach Storage-Insider über die Integrationspläne des Software-Spezialisten, den Infrastrukturmarkt und die Rolle von Open Source.
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Storage-Insider: Mr. Allan, Sie haben soeben den Container-Backup-Spezialisten Kasten für 150 Millionen US-Dollar übernommen. Was hat Sie an diesem Unternehmen gereizt?
Danny Allan, CTO Veeam: Wir fanden es beispielsweise spannend, dass wir in unseren Anfangsjahren eine ganz ähnliche Herangehensweise an den Markt und die Technologie hatten: Wir haben uns an Open-Source-Technologien orientiert und steuern bis heute viel zur Open-Source-Community bei. Wir haben unsere Produkte in kleinen Versionen kostenlos zur Verfügung gestellt, damit die Kunden sich von ihrer Qualität überzeugen konnten. Kasten K10 Data Management Platform macht das auch. Zehn Kubernetes-Pods kann man mit der Lösung kostenfrei sichern.
Welche Gründe gab es auf der technologischen Seite für den Aufkauf?
Allan: Wir haben auch da eine Art Verwandtschaft gesehen: Wie wir orientiert sich Kasten an den Applikationen, nicht an den Speichersystemen oder irgendwelchen anderen Kriterien, wenn es darum geht, wie die Daten verwaltet und was gesichert wird. Das war damals, als wir auf den Markt kamen, eine neue Denkweise, mit der wir Erfolg hatten, und deshalb passt Kasten sehr gut zu uns. Wir haben eine ganze Reihe Lösungen angesehen, aber außer Kasten hatte niemand diese Applikations- oder Workload-zentrierte Herangehensweise.
Sie haben für das junge Unternehmen 150 Millionen US-Dollar bezahlt. Wie viele Mitarbeiter kommen zu Ihnen?
Allan: Kasten hat 21 Mitarbeiter, die nun zu uns stoßen werden. Es handelt sich um eine kleine, aber sehr strategische Akquise.
Inwiefern?
Allan: Wir sehen, dass die eigentliche Verschiebung in den Infrastrukturen von Servern zu VMs und jetzt zu Containern geht, nicht zur Cloud. Die Cloud-Angebote muss man eher als eine Weiterentwicklung des Servicegedankens sehen: Erst gab es nur die eigene IT, dann kamen die Managed-Service-Provider und nun die Public Clouds, die ebenfalls IT als Service bereitstellen, aber mit einem ganz anderen, kostengünstigeren Konzept.
Was glauben Sie, wie sehr sich Containerarchitekturen in Zukunft verbreiten werden?
Allan: Container sind eine kritische Komponente von DevOps, also der Verzahnung zwischen Software-Entwicklung und Betrieb. Laut dem Marktforschungsunternehmen 451 Research nutzen bereits drei Viertel aller Organisationen Container oder haben es in den kommenden zwei Jahren fest vor, weil diese Architekturen den Übergang zu Software aus Mikroservices unterstützen wird. Das wird auch die Technologien für den Datenschutz stark verändern. Deshalb halten wir diese Übernahme für strategisch sehr bedeutsam.
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Übernahme des Unternehmens Kasten
Veeam positioniert sich im Kubernetes-Markt
Wohin werden sich Backup und Disaster Recovery beziehungsweise das Datenmanagement entwickeln?
Allan: Es gibt durch die Dominanz von Kubernetes als Orchestrierungsplattform für den Containermarkt die Chance für eine integrierte Datenmanagementplattform für virtuelle, physische, Cloud- und Kubernetes-Umgebungen.
Fürchten Sie nicht, dass virtuelle Maschinen, Ihre eigentliche Domäne, irgendwann verschwinden?
Allan: Nein, das glaube ich nicht. VMs werden bleiben. Sie sind ein einfaches Modell für kleinere Applikationen, weil man alle Komponenten, die nötig sind, in eine VM stecken kann. Kubernetes ist da viel komplexer, hat aber zwei wichtige Vorteile: Skalierbarkeit und Portabilität. So haben inzwischen alle Hyperscaler eine eigene Kubernetes-Implementierung, und On-Premises kann man mit Tanzu von VMware arbeiten. Container und VMs werden, davon bin ich überzeugt, enger zusammenrücken. Zum Beispiel sind heute schon in der Hälfte der Container-Workloads persönliche Daten enthalten.
Glauben Sie, dass Kubernetes am Ende selbst Backup-Funktionen implementiert?
Allan: Das passiert schon, Kasten ist am Open-Source-Projekt Kanister beteiligt. Dort wird eine Art Snapshot-Lösung für Container entwickelt, die zu Kubernetes passt.
Wie viel Prozent Ihrer Kunden nutzen Kubernetes, und wo sehen Sie Raum für Ihre eigene VM-zentrierte Lösung?
Allan: Wir haben rund 375.000 Kunden, von denen schätzungsweise die Hälfte Container verwenden. Aber ich denke, dass uns auf jeden Fall genug Raum bleibt. Erstens wird es immer hybride Umgebungen geben, für die man eine Lösung wie Veeam benötigt. Zweitens reichen die Snapshot-artigen Funktionen, die für Kanister geplant sind, nicht aus. Anwender brauchen ein echtes Datenmanagement, mit dem sie Daten durch die gesamte Infrastruktur lotsen können: in die Cloud, auf einen Deduplizierer oder auf Tape. Und drittens bauen wir ja gerade eine integrierte Lösung.
Wie wird die Integration angegangen?
Allan: Zunächst mal: Es wird die Lösungen von Kasten weiterhin als selbständiges Produkt geben. Kasten wird eine selbständige Geschäftseinheit unter Führung von Kasten-CEO und -Gründer Niraj Tolia. Niemand muss also Veeam kaufen, wenn eigentlich Kasten gewünscht wird. Aber natürlich werden wir die Lösung in unsere Angebote für Backup und Replikation integrieren, um eine umfassende Datenmanagementplattform anzubieten. Schon seit Mai kann ein Kasten-Backup in ein Veeam-Repository eingegliedert und von da aus weitergeschickt werden. Auf der VMworld, die ja kürzlich stattgefunden hat, haben wir vorgeführt, wie man eine Instant Recovery auch von Containerdaten aus dem Veeam Repository durchführen kann. Das war aber noch kein Produkt, sondern ein Proof of Concept.
Gibt es schon Pilotkunden für den PoC?
Allan: Nein, so weit sind wir noch nicht.
Wie reagieren Ihre Channelpartner und Kunden auf die neuen Aussichten?
Allan: Der Channel ist begeistert, und die Kunden, die bereits Kubernetes nutzen, sind es auch.
Wann wird man das kaufen können?
Allan: Dazu kann ich noch nichts sagen. Es geht aber darum, am Ende zu einem zentralen Datenmanagement zu kommen, so dass man beispielsweise sehen kann, welche Files es gibt und welche davon geschützt und nicht geschützt sind und wo die Daten einer Applikation liegen. Dabei sollte es egal sein, ob sich die App über eine oder mehrere VMs oder Container erstreckt, ob sie als SaaS bezogen wird oder auf einem physischen Server liegt.
Vielen Dank, Mr. Allan.
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