Seagate IDC: Datenwachstum in EMEA setzt sich ungebremst fort
Das Datenwachstum kennt laut IDC keine Grenzen, auch nicht in Europa. Die Gründe: Immer mehr Daten entstehen am Edge oder werden für analytische Zwecke generiert. Produktive Zwecke gewinnen gegenüber Unterhaltung an Gewicht. Seagate brachte die neuen Zahlen zu seiner aktuellen Produktpräsentation vor der Presse mit.
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In einer aktuellen, von Seagate finanzierten Marktstudie beschäftigte sich IDC im Januar 2019 mit dem zu erwartenden Datenwachstum zwischen 2018 und 2025. Ergebnis: Zwischen 2018 und 2025 soll das weltweite Datenvolumen von 33 auf 175 Zettabyte (ZB) zulegen – das entspricht dem 5,3-Fachen. Die durchschnittliche Wachstumsrate gibt Seagate mit 27,2 Prozent weltweit an.
Im Wirtschaftsraum EMEA läuft das Wachstum mit 26,1 Prozent pro Jahr unwesentlich langsamer. Hier soll sich laut IDC der Datenbestand von 9,5 ZB (2018) auf 43,8 ZB (2025) vergrößern. Der Anteil von EMEA an der globalen Datensphäre schrumpft unter den angegebenen Annahmen von 28,8 auf 27,6 Prozent.
Videoanwendungen, IoT, Metadaten und Unterhaltung sind zusammen für ein Drittel des gesamten Wachstums verantwortlich. In den mittelasiatischen und erst recht afrikanischen Märkten spielt die reine wachsende User-Anzahl eine wichtige Rolle. So nutzen dort bislang nur 31 Prozent der Bevölkerung das Internet, im restlichen Europa 86 Prozent.
Edge-Computing legt zu
Der Anteil von am Edge (das IDC hier als Zwischenstation zwischen Endgerät und zentraler Cloud versteht) erzeugten Daten vergrößert sich in EMEA im Untersuchungszeitraum von elf auf 21 Prozent. Die Bedeutung von Unternehmen als Datenerzeuger nimmt in EMEA zu: 2015 produzierten sie noch 42 Prozent der Daten, 2025 sollen es 58 Prozent sein.
Der bisherige Wachstumstreiber Unterhaltung verliert bis 2025 an Bedeutung – sein Anteil soll von 54 Prozent (2015) auf 36 Prozent (2025) abnehmen. Das Datenvolumen dieses Bereichs soll sich dennoch versiebenfachen. Auch die Bedeutung der Bildspeicherung verringert sich etwas.
Mobile Daten (28 Prozent jährlich) und hyperkritische Daten wie etwa aus autonomen Fahrzeugen (+ 32%) legen dafür zu. Die Rate der Daten, die mit Künstlicher Intelligenz oder maschinellem Lernen verarbeitet wird, steigt gar jährlich um 68 Prozent!
Dauerhafte Speicherung ist die Ausnahme
Nur wenige Daten landen dauerhaft auf Speichermedien: In EMEA waren es 2018 weniger als 15 Prozent; diese Rate soll bis 2025 auf acht Prozent fallen. Die Speicherkapazität lag 2018 in EMEA bei 24,4 Prozent der weitweiten Speicherkapazitäten von 5,5 ZB; dieser Anteil soll sich bis 2025 auf 23,5 Prozent verringern. Ob dies geschieht, weil man in EMEA besser darin ist, überflüssige oder redundante Daten zu entsorgen, oder ob irgendwelche Mängel dazu führen, lässt IDC offen.
Interessant ist aber, dass die Dominanz der Festplatte in EMEA (und wohl auch anderswo) zumindest bis 2025 ungebrochen bleibt, während neue Speichertechnologien wie NVMe, aber auch Tape und Optical relativ schmale Anteile für sich verbuchen. Nur SSD kann in diesem Zeitraum signifikant zulegen, ohne aber die Dominanz der Harddisk zu gefährden.
Größere Veränderungen gibt es beim Speicherort. Im Rahmen der Multicloud-Strategien, die laut IDC inzwischen 90 Prozent der europäischen Unternehmen nutzen, werden mehr und mehr Daten in die Cloud verschoben: 2015 waren es in EMEA vier Prozent, 2025 sollen es 42 Prozent sein. Dennoch halten nur wenige Unternehmen laut IDC ihre Multicloud-Umgebungen für perfekt orchestriert und verwaltet.
IDC geht davon aus, dass der Anteil an Daten, die besonders geschützt werden müssen, sich bis 2025 auf 66 Prozent erhöhen wird. Real geschützt, so IDC, wären bis dahin allerdings nur 50 Prozent. Der Anteil von Echtzeitdaten soll sich in EMEA wegen IoT (Internet of Things) von zwölf Prozent (2015) auf 29 Prozent (2025) erhöhen. Durch die Multicloud und Edge-Computing werden die Daten insgesamt auf viele Plattformen und Applikationen verteilt. Das steigert die Ansprüche an das Datenmanagement.
Wie Unternehmen Daten nutzen
Einige von IDC aufgeführte aktuelle Beispiele dafür, wie Unternehmen Daten auf innovative Weise nutzen:
- Audi UK fährt mit Hilfe von IoT, APIs und Analytic wetter- und für die Verkehrslage spezifische Werbekampagnen auf den Plakatflächen entlang wichtiger Straßenverbindungen.
- ING will mit Hilfe von gezielter Datenauswertung seine Kunden befähigen, ihre Finanzen jederzeit und von überall über ein umfassendes persönliches Dashboard zu managen.
- Siemens setzt auf eine Zweischrittstrategie: Zuerst will das Unternehmen selbst Daten erzeugen, welche die eigenen Produkte verbessern und nach einer Analyse als Informationen an die Kunden weiterverkauft werden.
- Der britische Lebensmitteleinzelhändler Ocado verwendet Robotik, IoT und AI, um automatisierte Lagerhäuser zu entwickeln, und stellt massiv Datenanalysten ein.
Aber auch der Umgang mit und die Erzeugung von Daten durch jedermann nimmt erheblich zu: Laut IDC sollen bis 2025 rund 75 Prozent der Menschen weltweit mit Daten interagieren; in EMEA sollen es mehr sein. Jeder Mensch soll rund 5.000mal täglich oder alle 18 Sekunden in irgendeiner Form mit digitalen Daten interagieren.
Goldene Zeiten also für Speicherhersteller wie Seagate, sofern sie die richtigen Speichermedien mit den richtigen Technologien und in der richtigen Qualität haben? Ganz so ist es nicht. Der Festplattenmarkt rutschte im vierten Quartal 2018 in eine Abwärtsphase; Western Digital beispielsweise büßte 20 Prozent Umsatz ein. Trendfocus schätzt, dass die Festplattenstückzahlen 2019 auf 88 bis 90 Millionen Stück weltweit zurückgehen.
Seagates Zukunfts-HDDs: Mach.2 und HAMR
Um sich in einem solchen Umfeld zu behaupten, braucht man gute Einfälle und professionelle Ausführung bei wettbewerbsfähigen Preisen. Seagate setzt dabei – ganz den von IDC generierten Daten gemäß – besonders auf die Harddisk als Zukunftsmedium. Auf einer Presseveranstaltung Anfang Februar zeigte der Hersteller gleich zwei innovative Plattentypen.
Mach.2 bietet in einem Gehäuse zwei unabhängige Aktuatoren, die Daten an den Host übertragen können, so dass sich die Ein-/Ausgaben pro Sekunde auf einen Schlag verdoppeln – von bisher 150 auf dann 300 IOPS. Das Ganze soll selbstverständlich auch mit dichter beschriebenen Festplatten der Zukunft funktionieren. Zudem verbessert sich bei den Geräten die Relation zwischen verbrauchten Watt und Ein-/Ausgabeleistung. 2020 soll das Produkt breit erhältlich sein.
Heliumgefüllte Platten in HAMR-Technologie (Heat-assisted Magnetic Recording), an denen Seagate schon lange arbeitet, sind die zweite Neuerung. Die Schreib-/Leseköpfe sind hier gerade noch so groß wie ein Salzkorn. Derzeit liegt die Maximalkapazität bei 4 TB, aber Seagate meint, dass sie dank wachsender Speicherdichte schon 2020 mehr als 20 TB und perspektivisch sogar 100 TB auf einer Spindel speichern können. Derzeit laufen HAMR-Festplatten nur bei großen OEMs.
In weitere Festplattentechnologien investiert Seagate nicht, auch nicht in magnetoresistive. Henrique Atzkern, im technischen Kundendienst von Seagate tätig: „Man hört einiges über neue Ansätze, aber vieles verläuft im Sande. Auf Tesafilm Daten zu speichern, vor einiger Zeit eine gehypte Meldung, hat sich auch nicht bewährt.“
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