IBM-CTO erläutert den Cloud Stack So behalten Sie die Kontrolle über die Multi-Cloud
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Das Angebot rund um die Multi-Cloud ist über die Jahre massiv gewachsen und wird zunehmend unübersichtlich. Wir haben mit Heinz-Joachim Schmitz, CTO IBM DACH, über die für Unternehmen unerlässliche Infrastruktur gesprochen, und wie IT-Abteilungen die Kontrolle über ihr Multi-Cloud-Engagement behalten. Er erläutert den IBM-Ansatz von Grund auf.

Unternehmen nutzen zunehmend einen Multi-Cloud-Ansatz, das hat sich mittlerweile herumgesprochen. Wenn Clouds mehrerer Anbieter genutzt werden, wird es aber zunehmend schwierig, Zugriff, Sicherheit, Compliance und Kosten konsistent zu überwachen. Die IBM bietet als Cloud-Aktivist der ersten Stunde Lösungen für das Management der Anwendungsleistung, egal, ob in der Public Cloud, in der traditionellen Private Cloud oder in Kombinationen multipler Clouds eines oder mehrerer Anbieter. Das Problem: Selbst vermeintliche Insider können ob der Vielfalt des IBM-Angebotes schon mal die Orientierung verlieren.
Als ob es nicht reichen würde, dass das gewachsene Multi-Cloud-Portfolio von IBM mittlerweile epische Dimensionen angenommen hat, wurde mit den offenen Hybrid-Cloud-Technologien von Red Hat noch weitere technologische Schwerpunkte ins Portfolio aufgenommen. Heinz-Joachim Schmitz, CTO IBM DACH, klärt gegenüber CloudComputing-Insider die Lage und legt IBMs Hybrid-Multi-Cloud-Strategie ausführlich dar.
RedHat OpenShift als neue Basis
Nach seinen Aussagen bildet die Container-Plattform RedHat OpenShift ab sofort das Fundament der von IBM propagierten Cloud-Architektur. Den Kern von OpenShift bilden Linux, Container, Common Services – das sind Funktionen wie Logging oder Monitoring – und ein Multi-Cluster-Management.
„Die IBM fährt eine ‚Open‘-Strategie“, erläutert Schmitz. „Dabei bildet OpenShift den Kern als Containerplattform. Der Vorteil von RedHat Openshift ist unter anderem, dass vielen Cloud-Service-Provider wie zum Beispiel IBM Cloud, AWS oder Azure einen Managed-OpenShift-Service im Angebot haben. Das Management der Plattform wird dadurch vereinfacht und vereinheitlicht, was die Orchestrierung von Containern enorm erleichtert. Darauf setzen diverse neue ‚Fähigkeiten‘ [capabilities] auf, wofür wir die sogenannten ‚Cloud Paks‘ geschaffen haben.“
Die erst kürzlich präsentierten Cloud Paks bieten Unternehmen abgestimmte, containerisierte Software-Lösungen, um ihre Kerngeschäftsanwendungen in jede beliebige Cloud zu migrieren. Sechs gibt es davon aktuell: das Cloud Pak „Anwendungen“ für die Entwicklung Cloud-nativer Apps und „Daten“ für die Sammlung und Analyse von Daten sowie die selbsterklärenden Paks „Integration“, „Automatisierung", „Multi-Cloud-Management“ und „Sicherheit“. Jedes Pak umfasst containerisierte IBM Middleware, Open-Source-Technology (wie zum Beispiel Kabanero im Cloud Pak für Anwendungen) und allgemeine Software-Services.
„Und dann wird es richtig interessant“, befindet Schmitz. „Wir reichern die ‚Capabilities‘ an um sogenannte ‚Advanced Technologies‘, allen voran das spannende Thema Artificial Intelligence (AI).“ Weitere „fortgeschrittene“ Technologien wären Analytics, Blockchain, Verschlüsselung, IoT, Machine Learning und Quantum, was Zugriff auf eine Online-Plattform mit IBM-Prototypen-Quantenprozessoren gewährt. Noch eine Ebene höher stehen die Beratungsservices von IBM, die dem Kunden dabei helfen, die neuen Fähigkeiten effektiv und effizient nutzen zu können – quasi das Sahnehäubchen.
Public Cloud kommt teurer als Hybrid Cloud
Warum sollten sich Anwender aber überhaupt für hybride Cloud-Ansätze interessieren? Reicht die Nutzung einer einzigen Public Cloud denn nicht aus? Nun, neben Architekturen sind für Anwender natürlich die Kosten ein entscheidendes Thema, und hier weiß Schmitz Interessantes zu berichten: „Der Einsatz der Hybrid Cloud ist keineswegs immer teurer als der Gang in die Public Cloud – das ist eine Unwahrheit, die gerne kolportiert wird“, so Schmitz. „Eine Projektanalyse von uns hat klar ergeben, dass in diesem Fall ein hybrider Ansatz 2,5-mal mehr Benefits bringt als ein ‚Public-Cloud-only‘-Ansatz.“
Die Nutzung mehrerer Clouds statt nur einer einzigen Public Cloud offeriere neben der Vermeidung des berüchtigten Vendor-Lock-in noch weitere Vorzüge. Natürlich dürfe man nicht unterschlagen, dass für einen hybriden Ansatz zunächst einmal mehr Aufwendungen notwendig würden.
„Aber die so gewonnenen ‚Benefits‘ übersteigen die einer Public-Cloud-Nutzung deutlich. Ein typischer Benefit ist etwa die weitgehende Angleichung der Automation-Tools/-Abläufe der Entwicklung für bestehende und neue Anwendungen über die gesamte hybride Umgebung und deren Auslieferung hinweg“, erläutert der CTO. Weitere Benefits finden sich auch im Bereich der Business Acceleration, bei der Infrastruktur, bei Compliance oder strategischer Ausrichtung. „Wir fahren eine klare ‚Hybrid-Multi-Cloud‘-Strategie, und natürlich würde uns freuen, wenn Anwender die IBM Public Cloud als Teil dieser Strategie nutzen würden“, so Schmitz.
Multiple Cloud vs. Multi-Cloud
Multi-Cloud, Hybrid Cloud, Multi-Hybrid-Cloud – an Terminologien ist eigentlich kein Mangel. Schmitz sieht dennoch Bedarf für einen neuen Begriff: Die Multiple Cloud, die anders als die Multi-Cloud sei, nämlich „in den zu erwartenden Benefits deutlich limitierter“.
„Bei der Nutzung von multiplen Clouds werden Applikationen von On-Premises in eine Public Cloud verschoben, zum Beispiel das Warenwirtschaftssystem in Azure, das Supply Chain Management in der IBM Cloud, ohne zum Beispiel übergreifende Betriebsabläufe und übergreifende Automation zu harmonisieren. Die damit verbunden Vorteile sind daher nur innerhalb des jeweiligen Silos des Cloud-Anbieters zu realisieren“, so Schmitz. „Übergreifende Synergien sind sehr schwierig zu heben. Der Hybrid-Multi-Cloud-Ansatz, wie ihn IBM definiert und verfolgt, ist die Schaffung einer ‚single, integrated Fabric‘, die alle notwendigen Umgebungen wie ‚traditional‘, Private und Public Cloud umfasst und mittels eines Management-Layers übergreifende Synergien und eine flexiblere Leistungserbringung ermöglicht. Eine transparente Fabrik also, die leicht zu managen ist und viel mehr Möglichkeiten offeriert. Das Verschieben von Applikationen, etwa weil die Performance einer Public Cloud zu wünschen übriglässt, wird damit vereinfacht.“
Die „Hybrid-Multi-Cloud" braucht Offenheit
Um eine Hybrid-Multi-Cloud im Sinne von Schmitz realisieren zu können, sei die Offenheit Grundvoraussetzung. Diese Offenheit muss sich über alle Ebenen erschließen, also von der Infrastruktur, der Daten- und Applikationsarchitektur (zum Beispiel Cloud-Native) und im Betrieb, Offenheit, wie sie Open Source Software anbietet – die Übernahme von Red Hat eröffne die Möglichkeit von noch mehr Open-Source-Innovationen. Denn, so Schmitz, erst offene Hybrid-Multi-Cloud-Umgebungen versetzten Unternehmen in die Lage, Apps, Daten und Workloads frei zwischen verschiedenen Cloud-Umgebungen zu bewegen.
„Anwender wollen kollaborativere Kulturen aufbauen, sie brauchen Lösungen, die ihnen die Flexibilität geben, jegliche App oder Workload überall zu bauen und auszurollen“, so Schmitz. Open-Source-Tools machten dies möglich, Anwender sollten sich folglich immer erst nach quelloffenen Lösungen für den Unternehmenseinsatz umsehen; im Bereich Datenbanken ständen beispielsweise PostgreSQL, MySQL oder MongoDB zur Verfügung. „Die finden Sie in jeder Cloud“, so Schmitz. Folgerichtig werde Red Hat als Teil des Cloud-und-Cognitive-Software-Segments der IBM operieren. „Hybride Clouds benötigen offene Technologien“, so der CTO abschließend.
Heinz-Joachim Schmitz ist seit September 2019 der IBM Chief Technology Officer für Deutschland, Österreich und Schweiz. Zuvor war er als IBM Chief Technology Officer für die Lufthansa Gruppe verantwortlich und hat in dieser Rolle die technische Strategie definiert und deren Umsetzung vorangetrieben.
Schmitz blickt auf mehr als 35 Jahre praktische Erfahrung in der IT mit besonderem Fokus auf Strategie-Entwicklung, Hybrid-Multi-Cloud, Künstliche Intelligenz und moderne Anwendungsentwicklung. Er ist ein anerkannter Experte zu den Themen Open-Source-Technologien, Infrastruktur-, Daten- und Plattformarchitekturen, Cloud-native Anwendungsentwicklung, moderne Betriebsführungsstrategien und IT-Transformation. Seine Industrie-Expertise beinhaltet insbesondere die Bereiche Travel & Transportation sowie Retail und Insurance. Vor dem Wechsel zu IBM war Heinz-Joachim Schmitz sieben Jahre bei Hewlett-Packard und davor 20 Jahre für ein deutsches Einzelhandelsunternehmen tätig.
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